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Naumburg und die Toskana des Nordens

4-tägige Kultur- und Studienreise ins Saale-Unstrut-Gebiet
vom 3. bis 6. Juli 2008

1. Tag, Donnerstag: Mühlen und Klöster
Über Limburg und Gießen, vorbei an Eisenach er­reichten wir Eckartsberga mit seiner einzigartigen Holländer-Windmühle auf dem Sachsenberg. Die rekonstruierte Mühlentechnik wird über ein 14m hohes Windrad mit verstellbaren Jalousien angetrieben. Die Bauform der Windräder anstelle von Flügeln findet sich eher im Mittelmeerraum – in Deutschland ist es die einzige Mühle dieses Typs.

Holländer-Windmühle

Herr Land stellte uns die Technik der liebevoll restaurierten Mühle vor. Der mangelnde Wind wurde durch einen Elektroantrieb ersetzt, der uns die Mühlentechnik verdeutlichte und die Mühlenflügel zum „Ventilator“ machte. Gaststätte Himmelreich

In der Berggaststätte Himmelreich konnten wir trotz einer grummelnden Gewitterfront das Essen auf der Terrasse mit der eindrucksvollen Aussicht auf Saaleck, Rudelsburg und die stark befahrene Saale-Eisenbahnlinie genießen. Nach dem Essen führte uns ein Spaziergang in Bad Kösen entlang der Wasserkunst zum Bor­lach­turm. Die historische Fördertechnik aus dem 175m tiefen Sole-Schacht ist erst seit dem Jahr 2007 zu besichtigen. Nach den Erläuterungen besuchten wir das große Gradierwerk (320m lang) und machten einen kleinen Rundweg durch die Stadt.

Abtei Pforta, Chor der ehem. Klosterkirche

Bereits nach kurzer Fahrt erreichten wir Kloster Schulpforte. Die Leiterin von Bibliothek und Archiv der Landesschule, Frau Dorfmüller, machte uns mit der Geschichte des ehemaligen Zister­zienserklosters – das seit 1543 als Lan­des­schule und Internat genutzt wird – vertraut.

Kloster Schulpforte

Nach Jahren der mangelnden Bauunterhaltung während der DDR-Zeit konnte die ehem. Klosterkirche aus Mitteln des Bundes, des Landes Sachsen-Anhalt und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz restauriert werden.

Teil der Panstermühle

Darüber hinaus besichtigten wir die ehemalige Klostermühle. Der Typus der „Panstermühle“ ist inzwischen sehr selten. Sie sind seit etwa 1570 in Deutschland nachweisbar und wurden vorrangig im 17. und 18. Jh. eingerichtet. Mittels der Panstertechnik konnte das Wasserrad der Mühle in der Höhe verstellt und damit dem Wasserstand des Mühlgrabens bzw. des jeweiligen Gewässers angepasst werden. (Nachtrag: Das seit 1906 fehlende Mühlrad und die Welle wurden Ende 2008 rekonstruiert und wieder eingebaut. Im Mai 2009 konnte die Anlage feierlich eingeweiht werden.)
Nach wenigen Kilometern Fahrt erreichten wir anschließend unser Reiseziel Naumburg.

Abendessen im Ottonenkeller

Der Bus brachte uns bis zum Hotel Stadt Aachen, das unmittelbar am historischen Marktplatz liegt. Nach dem Bezug der Zimmer trafen wir uns zum gemeinsamen Abend­essen im Ottonenkeller. Zur Begrüßung gab es ein Glas Müller-Thurgau aus der Region.

2. Tag, Freitag: Burg, Wein und Sekt Fußweg zum Blütengrund

Erstes Ziel war der Blütengrund bei Großjena, den wir nach einem kleinen Fußmarsch erreichten. Mit leichter Verspätung – der Herr, der die Führung machen sollte, hatte sich ein falsches Datum notiert – begann die Führung zu den Sandsteinreliefs des „Steinernen Bil­der­buchs“ aus der Barockzeit. Unmittelbar in die anstehenden Sandstein-Felsen haben Bildhauer biblische Szenen gemeiselt.

Kachelofen im Klingerhaus

Eindrucksvoll war der Besuch des in den letzten Jahres liebevoll restaurierten Wohnhauses und Ateliers des Leipziger Malers Max Klinger mit der sehr gut gestalteten Ausstellung zu seinem Leben und Werk.

Freyburg Marktplatz

Die Zeit bis zur Mittagspause nutzten wir für einen Besuch der Stadt­kirche St. Marien in Freyburg. Die stark von nie­der­rheinischen Vor­bildern geprägte Basilika besitzt viele Ähnlichkeiten mit dem nahe gelegenen Dom in Naumburg. Eine Besonderheit ist der gotische Marienaltar. Bis zur Weiterfahrt bestand noch etwas Zeit für einen kleinen Rundgang über den großen Marktplatz.

Neuenburg Doppelkapelle

Anschließend fuhren wir hinauf zur Neuenburg. In der historischen „Küchenmeisterey“ bestand zunächst Gelegenheit zum Mittagessen oder für eine Pause mit Kaffee und Kuchen. Mit einer Führung wurde uns die – neben der Wartburg – be­deu­tend­ste Burg der Landgrafen von Thüringen erläutert.

Fürstensaal der Neuenburg

Sie hat erstaunlich viel Bausubstanz von etwa 1090 bis 1240 bewahrt, darunter die kunstgeschichtlich wertvolle Dop­pelkapelle, den mäch­tigen Berg­fried, Wohn­bau­ten und Ringmauern. Von dort konnte man den weiten Ausblick ins Unstruttal genießen oder sich an den zahlreichen Stockrosen erfreuen.

Galerie des Domkellers

Den Abschluss des Tages bildete die Besichti­gung der Sekt­kellerei Rotkäppchen. Frau Wigand führte uns durch die Faßkeller, das Museum mit den historischen Geräten, zum größten Cuvée-Weinfass Deutschlands von 1896 mit einem Fassungsvermögen von 120.000 Litern – und in die Probierstube. Dort verkosteten wir drei unterschiedliche Sekte und konnten auch eine besondere Sektcreation des Hauses, die „Mocca-Perle“ probieren.

Naumburger Straßenbahn

In fröhlicher Runde unternahm ein Teil der Gruppe noch eine Fahrt mit der historischen Naumburger Straßenbahn von der Vogelwiese bis zum Bahnhof und zurück zum Marientor. Aufgrund des guten Wetters konnten wir das Abendessen im „Biergarten“ auf dem Marktplatz einnehmen.

3. Tag, Samstag: Naumburg und Frühgeschichte
Der Vormittag war Naumburg vorbehalten. Mit Frau Hanson erlebten wir eine begeisternde Führung durch den Naumburger Dom.

Naumburger Stadtführung

Anschließend zeigte uns Frau Thomm bei einer Stadtführung große und kleine Sehenswürdigkeiten der Dom- und Bürgerstadt. In der Wenzelskirche am Markt war das halbstündige Konzert mit der berühmten Hildebrandt-Orgel ein beeindruckendes Erlebnis. Das letzte gemeinsame Essen gab es nochmals im Ottonenkeller – die leckere Soljanka und der exotische Dessertteller wird wohl vielen in guter Erinnerung bleiben. Das Küchenpersonal war über unser Trinkgeld erstaunt und freudig überrascht. Nach so viel Kunst und Kultur ließen wir den Nachmittag etwas entspannter angehen. Wir fuhren ins nahe Goseck und hatten das Glück an einer Führung teilnehmen zu können, die uns das 2005 wieder errichtete Son­nen­observa­torium näher brachte.

Sonnenobservatorium Goseck

Die um 4.900 v. Chr. errichtete Kreisgraben-Anlage ist älter als das legendäre Stone­henge und diente dazu, anhand von Sonnendaten Stichtage für den Acker­bau zu bestimmen. Der Spaziergang durch den kleinen Ort Goseck zum Schloß war ein willkommener „Verdauungsspaziergang“. Der Besuch der ehemaligen Benediktiner-Klosterkirche und des Schlosses zeigt noch eindrucksvoll, in welchem baulichen Zustand sich viele Burgen und Schlösser um 1990 befanden. Neben dem Gingko-Baum im Schloßhof und der schönen Aussicht von der Schloßterrasse war der Besuch des kleinen Heimatmuseums ein besonderes Erlebnis, der bei den Besuchern – die der Einladung zu einem kostenfreien Besuch gefolgt waren – Erinnerungen an die Kindheit weckte.

Die Weiterfahrt durch Freyburg ermöglichte einen kurzen Halt bei Rotkäppchen. Nun konnte der am Vortag nicht mehr mögliche Kauf von Sekt – den es beispielsweise nur auf Bestellung oder im Fachhandel gibt – nachgeholt werden.

Mühlenführung

Zum unerwarteten Höhepunkt des Tages entwickelte sich die Führung durch die Zeddenbacher Mühle. Der junge Müllermeister, Kraftwerksbetreiber, Gaststätten- und Mühlenladen-Inhaber Volker Schäfer verband die Geschichte von Mühle und Technik mit einem fernsehreifen „Rundumschlag“ durch Gesellschaft, Politik und Wirtschaft.
Die Gastronomie „Feiße“ auf der Brücke über dem Turbinenkanal – bot Gelegenheit zu Kaffee und Kuchen sowie einem kleinen Imbiss, bevor es zurück nach Naum­burg ging.

Naumburger Dom

Bis um Mitternacht gab es Veranstaltungen zur ersten „Naumburger Glocken- und Orgelnacht“, die im Dom, der Wenzel- und Moritzkirche stattfanden. Einige Teilnehmer erklommen mit dem Türmer den eindrucksvollen Dachstuhl und die Türme des Domes. Nach dem anläuten der Domglocken und einer Andacht ertönte um Mitternacht nochmals das volle Domgeläut.

4. Tag, Sonntag: Dornburger Schlösser
Nach dem Frühstück hieß es Abschied nehmen von Naumburg. Über die Bundesstraße in Richtung Jena hatten wir schon bald den Blick auf die Dornburger Schlösser, die hoch über dem Saaletal auf einem Muschelkalk-Plateau stehen. Rokoko in Dornburg

Im Bereich der schon 937 erwähnten Pfalz entstanden das Alte Schloss, das Renais­sa­nce- und das Rokoko-Schloß. Der 78jährige Goethe schrieb hier seine Dornburger Gedichte. In zwei Führungen mit Frau Dr. Teuber und Frau Wolleschensky lernten wir das bezaubernd restaurierte Rokoko-Schlösschen und das Renais­sa­nce-Schloß kennen, „lustwandelten“ durch die schönen Gärten und bewunderten die traumhafte Aussicht ins Saaletal. Auf der Weiterfahrt erreichten wir nach rund einstündiger Fahrt die Wachsen­burg, eine der bekannten "Drei Glei­chen".

Blick von der Wachsenburg

Nach dem steilen Aufstieg belohnte uns auch hier eine toller Ausblick über die Landschaft. Für das leibliche Wohl war in der Burggaststätte nochmals gesorgt. Die Rückfahrt nach Kob­lenz verlief erfreulicherweise ohne verkehrsbedingte Behinderungen und erlaubte aufgrund der sehr ausgeglichenen Fahrweise von Michael Garske einen entspannten Abschluß der vier erlebnisreichen Tage.

Termin: Donnerstag, 3. Juli 2008
Abfahrt: 7.30 Uhr, Reisebusbahnhof
Rückkunft: Sonntag, 6. Juli gegen 21 Uhr
Reisepreis:
Mitglieder: 344,00 Euro p.P. im DZ, Gäste: 359,00 Euro p.P. im DZ,
EZ-Zuschlag 30,00 Euro

Leistungen:

  • Fahrt in modernem Reisebus,
  • 3 Übernachtungen mit Halbpension im renommierten Hotel „Stadt Aachen“ in Naumburg
  • 9 Führungen mit Eintrittsgeldern
  • Sektprobe

Reiseleitung, Bericht und Fotos: Hans-Peter Günther

 

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