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Saarlouis, die Stadt des Sonnenkönigs

Tagesfahrt am 28. Juli 2007 zur
Ausstellung "Vauban - Leben und Werk"

Mit einem „reichlich schmuddeligen“ Regionalexpress erreichten wir Saarlouis ohne Umsteigen. Offenbar gibt sich „Regio DB“ nach der vor kurzem gewonnenen Ausschreibung der Moselstrecke noch weniger Mühe mit der Innenreinigung ihrer Züge. Immerhin sind Dank der neu in Trier in Betrieb genommenen Außenwaschanlage wieder Blicke in das Mosel- und Saartal durch saubere Scheiben möglich.

Pünktlich erreichten wir Saarlouis mit dem - aufgrund der Festungsbestimmungen - etwas außerhalb gelegenen Bahnhof und gingen über die ehemalige „Chaussee d'Allemagne“ in Richtung Innenstadt. 

Plan Saarlouis

Kurz hinter der neuen Saarbrücke nahm uns Gilbert Jaeck in Empfang, der uns einen überaus interessanten Tag bescheren sollte. Beim Stadtrundgang besuchten wir zunächst die Reste des ehemaligen Hornwerks, der von Vauban geplanten und Thomas de Choisy erbauten Festung, die - wie Neuf-Brisach am Oberrhein - am Reißbrett geplant und auf „der grünen Wiese“ völlig neu erbaut wurde. 

Herr Jaeck mit der Gruppe

Die Stadt Saarlouis trug in den vergangenen über 300 Jahren verschiedene Namen: Als Hauptstadt des franz. Departements Sarre „Sarre-Louis“, während der Revolution „Sarre-Libre“ und von 1936-45 eingedeutscht „Saarlautern“. Obwohl Saarlouis nach 1890 entfestigt und im Zweiten Weltkrieg zu sechzig Prozent zerstört war, haben sich zahlreiche Kasematten, Kasernen, Festungswerke und -gräben erhalten. Bei recht wechselhaftem Wetter erreichte die Gruppe auf dem Weg durch die als Naherholungsgebiete genutzten ehem. Glacisanlagen die Stadt durch das ehemalige Deutsche Tor. 

Mittagessen

Die Mittagspause fand in einem der ältesten Häuser von Saarlouis statt. Im idyllischen Hof und einem gemütlichen Gastraum stärkten wir uns mit der „Soupe au bled“. Der schmackhafte Gemüse-Eintopf nach einem Rezept von Vauban, das er den Soldaten des Saar-Regimentes empfohlen hat, besteht aus gekochtem Weizen (Kartoffeln wurden gerade erst in Europa bekannt), frischem Gemüse, verfeinert mit frischen Kräutern und - wer wollte - konnte noch ausgelassene Speckwürfel hinzufügen. Gisela und Gilbert Jaeck bewirteten die Gruppe liebevoll und konnten mit Wasser, Bier und französischem Wein aus biologischem Anbau sowie einem abschließenden Espresso alle Wünsche erfüllen.

Einen sehr interessanten Einblick erhielten wir anschließend beim Besuch des ab 1951 neu gebauten und inzwischen unter Denkmalschutz stehenden Rathauses mit seinem markanten Glockenturm, der „normalen Touristen“ vorenthalten bleibt. 

Treppenhaus

Neben dem sehr gut gestalteten Treppenhaus, ist der kürzlich restaurierte ehemalige Sitzungssaal mit seinen vergoldeten „Fünfziger-Jahre-Lampen“ sehenswert. Er soll zukünftig vom Standesamt genutzt werden und bietet einen besonderen Rahmen für solche „Ereignisse“.

Gobelinzimmer Saalouis

Einen besonderen Schatz birgt das „Gobelin-Zimmer" mit Gobelins aus der „Königlichen Manufaktur Aubusson", die ein Geschenk Ludwig XIV. an die Stadt waren und mit Mobiliar und Uhr ein sehenswertes Ensemble bilden.

Geburtshaus Ney

Beim Weg durch die lebendige Altstadt und am Geburtshaus von Marschall Ney vorbei erreichten wir das, in einer ehemaligen Defensionskaserne aus preußischer Zeit untergebrachte Städtische Museum. Dort ist noch bis Ende August - bei freiem Eintritt! - die Sonder-Ausstellung „Vauban - Leben und Werk“ zu sehen.

Vauban

Informationen zu Sébastien le Prêstre de Vauban: Er gilt bis heute als größ­ter Festungs-Baumeister seiner Zeit. Vauban, der aus einer - in bescheidenen Verhältnissen lebenden - Adels­familie stammte, diente zunächst in der spanischen Armee. 1653 trat er in den Dienst der französischen Armee, in der er 1678 zum Generalkommissar für das Festungs­wesen und sogar bis zum Marschall von Frankreich (1703) aufsteigen sollte.

Vauban, der sich seine umfangreichen Kenntnisse im Wesentlichen als Autodidakt angeeig­net hatte, verfasste neben seinen militärwissenschaftlichen und mathematisch- technischen Schriften, auch verschiedene Veröffentlichungen in den Bereichen der Ökonomie, der Politik und der Sozialwissenschaften. Sein weitreichendes und kritisches Interesse an den ver­schiedenen Bereichen der Politik und an den sozialen Verhältnissen brachte Vauban aber auch in Konflikt mit den Vertretern des Adels und des Klerus. So wurde eine seiner Schriften über Steuererhebung, -belastung und -verteilung 1706 verboten und verbrannt.

Wie wichtig es für Vauban war, sich mit verschiedenen Aspekten der Gesellschaft, der Wirt­schaft und der Politik zu beschäftigen und sich kritisch damit auseinander zu setzen, wird auch an einem seiner bekanntesten Aussprüche deutlich: „Ein Soldat, der nur seinen Degen kennt, ist zu nichts Großem fähig“. 

Nach dem Ausstellungsbesuch wurde es Zeit für den Rückweg zum Bahnhof. Über die 1858 bis 1860 erbaute Saarstrecke mit ihren 99 zum Teil recht engen Kurven ging es zurück durchs Saartal. Besondere Aufmerksamkeit erweckt immer wieder der riesige Quarzit-Steinbruch bei Taben. Nach etwas über zwei Stunden Fahrzeit, den verschiedene Teilnehmer - trotz eines von jungen Männern im Zug gefeierten „Junggesellenabschieds“ - zu einem Nickerchen nutzen, erreichten alle Teilnehmer wohlbehalten den Koblenzer Bahnhof.

Aufgrund der ausserordentlich angenehmen und kompetenten Betreuung in Saarlouis werden wir uns vielleicht bald wieder mit Familie Jaeck in Verbindung setzen, um weitere Ziele in der Region, aber eventuell auch auf Vaubans Spuren in Frankreich kennenzulernen.

Termin: Samstag, 28. Juli 2007
Treffpunkt: 8.10 Uhr, Eingangshalle Koblenz Hauptbahnhof
Abfahrtszeit: 8.22 Uhr, Koblenz Hbf, Gleis 9
Rückkunft: gegen 19.40 Uhr
Preis: Mitglieder und RVDL 16,– €; Gäste 18,– €
Leistungen: Zugfahrt, Führung, Mittagessen, Museumsbesuch, Info-Material

Leitung, Bericht und Fotos: Hans-Peter Günther

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