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Ein Tag in Wetzlar

Samstag, 27. Oktober 2007

Bei leider recht trübem Spätherbstwetter bestiegen wir den - vom erwarteten 29-Sitzer zum komfortablen 40-Sitzer gewachsenen - Reisebus der Firma Garske. In Limburg konnte Peter Günther die Teilnehmer im ICE-Gebiet nur begrüßen und etwas zu den aktuellen Baumaßnahmen rund um den ICE-Bahnhof erläutern. Aus gesundheitlichen Gründen war jedoch keine Teilnahme möglich und die Reiseleitung wurde an Hilde Günther und Jürgen Wenzel übergeben.

Wetzlar Stadtführung

In Wetzlar führte Frau Kleymann die Gruppe durch die malerischen Altstadtgassen, zu Fachwerkhäusern, stolzen Barockbauten und dem Dom. Die ehemalige Stiftskirche, der Dom zu Wetzlar, ist eines der interessantesten Kirchen­bauwerke Deutsch­lands. Hinter der gotischen Westfassade verbergen sich die Reste der spätromanischen Kirche. Seit der Reformation wird der Dom von beiden großen Kon­fessionen genutzt und ist damit die älteste Simultankirche im Bereich der Ev. Kirche im Rheinland.

Vor dem Lottehaus

Wetzlar war bis 1806 Sitz des Reichskammergerichts, dem der junge Goethe als junger Jurist zur Ausbildung zugeordnet war. Er trieb jedoch alles andere als juristische Studien: erinnert sei an seinen in Wetzlar entstandenen Roman „Werthers Leiden“ und seine unglückliche, weil unerwiderte Liebe zur jungen Charlotte Buff. Im Anschluß an die Führung bestand im Gasthaus Wöllbacher Tor Gelegenheit zum gemeinsamen Mittagessen.

Nach dem Essen erfolgte die Führung durch das sehr interessante Stadt- und Industriemuseum, welches in den Hauptgebäuden der ehemaligen Niederlassung des Deutschen Ordens untergebracht ist. Wir erfuhren von Tile Kolup, der sich 1285 in Wetzlar als aus der Gefangenschaft entflohener Kaiser Friedrich II ausgab, entlarvt und als Betrüger verbrannt wurde. Das Museum gibt - in zeitgemäßer Konzeption - einen guten Überblick zur Geschichte von Stadt und Dom, der Arbeits- und Wohnkultur sowie der Firmengeschichten: Ein Saal erinnert an die Vergangenheit der berühmten Optikfirma Leitz; jeder der es sich leisten konnte, besaß früher eine "Leica".

Den Höhepunkt der Fahrt erlebten wir am Nachmittag im Kloster Altenberg, für das wir Zeit zum Besuch eingeplant hatten.

Grabplatte im Kloster Altenberg

Im ehemaligen Prämonstratense­rinnen- Kloster leitete die Selige Gertrud, Tochter der Heili­gen Elisabeth, fast 50 Jahre den Ordenskonvent. Heute ist das Kloster Mutterhaus der Königsberger Diakonissen.

Schwester Johanna

Nach Kaffee und dem wohl leckersten Streuselkuchen Hessens holte uns Schwester Johanna zur Führung durch die romanisch-gotische Klosterkirche ab.

Dem schon 1179 gegründeten Kloster stand fast 50 Jahre die Selige Gertrud vor, Tochter der Heiligen Elisabeth. Während der Säkularistion wurde das Kloster 1803 aufgelöst und Solms’scher Besitz. Zahlreiche Kunstschätze sind noch erhalten: der barocke Hochalter, das Fresko (um 1300), welches die Krönung Mariens durch Jesus Christus im Kreise der Apostel zeigt, die herrliche Orgel (1757) oder das Grab der Seligen Gertrudis (wohl 1348).

1953 fanden hier die aus der Heimat vertriebenen und über Deutschland verteilten Königsberger Diakonissen ihre neue Heimat. Zu Herzen gehend schilderte die 87jährige, aus Masuren stammende, Schwester die schöne, gemütliche Königsberger Zeit und die grausame Besatzungszeit unter den Russen. Erst im Herbst 1948 konnte sie ausreisen und lebte bis 1980 in der DDR. Heute widmen sich die Diakonissen dem betreuten Wohnen und der Ausbildung junger Menschen in pflegerischen und hauswirtschaftlichen Berufen.

Zwar lies sich die Sonne den ganzen Tag über nicht sehen, aber bei trocknem Wetter war es ein sehr informativer Tag im Lahntal.

 

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