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Backsteingotik entlang der Ostsee

6-tägige Kultur- und Studienreise
vom 12. bis 17. Juni 2019

Die Hanse entwickelte sich im 12. Jh. als Städtebund, der über 500 Jahre als Wirtschaftsmacht Bestand hatte und seit der Gründung Lübecks (1143) auch einen prosperierenden Fernhandel mit einschloss. Den Zugang zu den Weltmeeren über die Ost- und Nordsee als Handelsweg der hansischen Flotte mit dem neuen Schiffstyp der „Kogge" mit großer Ladekapazität verdankten die Kaufleute der fünf Hansestädte Lübeck, Wismar, Rostock, Stralsund und Greifswald ihre wirtschaftlichen Erfolge. Den hansischen Kaufleuten gelang es dabei die Märkte des Ostens mit denen des Westens dauerhaft zu verbinden. Damit einher ging ein „Bauboom", in dessen Verlauf die schon bekannte Technik des Ziegelbrennens vervollkommnet wurde und aus Abermillionen roter Backsteine Meisterwerke geschaffen wurden, die bis heute vom Geist der Hanse erzählen. Die trutzigen Stadtmauern, die Marktplätze mit ihren stolzen Giebelhäusern und vor allem die zahlreichen Kirchen, Kathedralen, Dome und Klöster zeugen vom damaligen Reichtum. Insbesondere die Altstädte von Wismar und Stralsund repräsentieren noch heute idealtypisch die entwickelte Hansestadt während der Blütezeit des Städtebundes im 14. Jh. Wir erkunden die Hansestädte Wismar und Barth.

1. Tag, Mittwoch: Fahrt nach Wismar
Am Mittwochmorgen konnte Reiseleiterin Anke Falkenstett 34 erwartungsfrohe Teilnehmerinnen und Teilnehmer zur sechstägigen Kultur- und Studienreise „Backsteingotik entlang der Ostsee" begrüßen. Zwei weitere Teilnehmer, die separat angereist waren, erwarteten uns am Abend im Hotel in Wismar. Vorgestellt wurden Jakob Hauprichs am Steuer sowie Co-Reiseleiter Dr. Rüdiger Falkenstett. Die Hinreise verlief über Köln, Dortmund, Hannover und Hamburg nicht ohne Staus; aber die verschiedenen Informationen zur Backsteingotik, zu der bereits seit 1987 zum Welterbe zählenden Stadt Lübeck sowie zur Zeit der Hanse stimmten uns auf unser Ziel ein, das wir um 16.30 Uhr erreichten.

Wismar, Marktplatz mit Wasserkunst © Hansestadt Wismar, Hanjo Volster

Das Steigenberger Hotel „Stadt Hamburg" in Wismar mit seinen hübsch eingerichteten Zimmern liegt zentral am 1 ha großen Marktplatz und erfreute die Teilnehmer am gemeinsamen Buffet mit einem wohlschmeckenden Abendessen und rundete so den 1. Tag ab.

2. Tag, Donnerstag: Lübeck und Travemünde
Der heutige Tag war der „Königin der Hanse" – der Stadt Lübeck – sowie „Lübecks schönster Tochter" – Travemünde - vorbehalten. Zwei Gästeführerinnen, Frau Hesseling und Martina Krecker erwarteten uns an der Musik- und Kongresshalle. Wir starteten zum zweistündigen Rundgang in getrennten Gruppen und spazierten entlang der Trave mit Blick auf die siebentürmige Silhouette der Altstadt bis zum Wahrzeichen der Stadt – dem Holstentor. Die Große Petersgrube hinauf gelangten wir zur Petrikirche.

Lübeck, Buddenbrookhaus

Die Führungen gingen weiter zum Gängeviertel, danach zum Rathaus und endeten an der Marienkirche, der Mutterkirche der Backsteingotik. In der Breiten Straße kehrten die meisten zum Mittagessen in das bekannte Cafe Niederegger ein, das bereits in 8. Generation geführt wird.

Lübeck, Holstentor von der Petrikirche

Einige Teilnehmer nutzten während der Mittagspause die Möglichkeit, vom Turm der Petrikirche (der mit einem Lift erschlossen ist) die grandiose Aussicht über die Lübecker Altstadt entlang der Trave bis an die Ostsee zu genießen.

Am Nachmittag brachte uns Jakob unter sachkundiger Leitung von Frau Krecker nach Travemünde, wo wir den ältesten Leuchtturm Deutschlands, das seit 1959 hier vor Anker liegende Segelschulschiff „Passat" sowie das in den 1970iger Jahren erbaute Hotel Maritim bewundern konnten. Danach hatten wir am Brodtener Ufer einen klaren weiten Blick über die Ostsee und die Lübecker Bucht, die wir dann mit dem Bus in Richtung Niendorf und Timmendorf entlang fuhren. Wir verabschiedeten uns mit etwas Wehmut von Lübeck, wurden aber getröstet durch das in Wismar stattfindende Hafenfest, das uns mit seinem maritimen Flair erwartete.

3. Tag: Freitag: Wismar, Bad Doberan, Barth
Nachdem wir die Koffer verladen hatten, begrüßten uns Stadtarchivar Gerd Giese und Frau Ziegenhals am Wahrzeichen der Stadt – der zwölfseitigen Wasserkunst. Gemeinsam unternahmen wir eine Erkundungstour durch die historische Altstadt mit ihren restaurierten Bürgerhäusern sowie den imposanten Backsteinkirchen.

Wismar, Fachwerkhaus ‘Gewölbe‘ über der ‘Runde Grube‘

Wismar wurde als slawische Siedlung gegründet, gehörte zum Herzogtum Mecklenburg und ist seit dem 13. Jh. Hansestadt. Im Jahr 2002 wurde Wismar von der UNESCO zum Welterbe erklärt. Ihre mittelalterliche Grundrissstruktur hat die Stadt weitgehend bewahrt.

Wir besichtigten die Kirchen St. Nicolai mit dem vierthöchsten Kirchenschiff Deutschlands sowie St. Georgen, die kurz nach der Wende mit privaten und öffentlichen Mitteln wieder aufgebaut worden war und heute als Kulturkirche genutzt wird. Am Wochenende wurden hier die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern eröffnet. Von der Marienkirche ist nur noch der 81 Meter hohe Turm als Seezeichen erhalten, denn das Kirchenschiff wurde 1960 zu DDR Zeiten gesprengt. Auch die Heiliggeistkirche – eine Spitalkirche - mit ihrer kunstvoll bemalten Holzbalkendecke war uns einen Besuch wert.

Bad Doberan, Münster und Schwan

Wir verabschiedeten uns von Wismar und erreichten pünktlich mit dem Glockenschlag um 12 Uhr das Bad Doberaner Münster. Hier erwartete uns Herr Breschling, der uns das von Zisterziensermönchen im 12 Jh. gegründete beeindruckende Bauwerk erläuterte. Die Klosterkirche war bevorzugte Grablege der mecklenburgischen Herzöge und entsprechend aufwändig ausgestattet worden.

Bad Doberan, Chorgewölbe im Münster

Zum Abschluss stimmte die Gruppe auf Bitte der Reiseleiterin „Großer Gott wir loben Dich" an. Mit unseren reichhaltigen Lunchpaketen, mit den uns am Morgen das „Steigenberger Hotel" ausgestattet hatte, konnten wir im weitläufigen zum Kloster gehörenden Landschaftspark eine wohlverdiente Mittagspause einlegen.

Östlich von Rostock erstreckt sich die Halbinselkette Fischland, Darß und Zingst, die wir gegen 15 Uhr erreichten. In der ehemaligen Künstlerkolonie Ahrenshoop wurde von der Reiseleiterin ein kleiner Rundgang angeboten. Entlang des hier zwischen Mecklenburg und Vorpommern verlaufenden „Grenzweges" erreichten wir den Ostseestrand und nach einigen Erläuterungen zu den sog. „Malweibern" sowie zu Flora und Fauna spazierten wir entlang des Spülsaumes zurück zum Dorf, wo ein Eiscafe zum Verweilen einlud.

Der Bus brachte uns dann weiter nach Barth am gleichnamigen Bodden gelegen. Die Stadt nennt sich gemäß der bei der Hinfahrt geschilderten Legende „Vinetastadt". Auch hier befindet sich im Zentrum eine gotische Hallenkirche in der Gestalt eines stattlichen dreischiffigen Backsteinbaus. Unser Hotel „Speicher Barth", ein ehemaliger Getreidespeicher, erwies sich als komfortabel und gastfreundlich und lud zum Bleiben ein.

4. Tag, Samstag: Stralsund
Am Samstag früh waren wir mit den beiden Gästeführerinnen Susanne Bundt und Dorit Junge in der Welterbestadt Stralsund – einst eine der einflussreichsten Hansestädte – verabredet.

Stadtführung in Stralsund

Die fast rundum von Wasser umgebene Altstadt besitzt mit ihren drei mächtigen Backsteinkirchen (St. Jakobi, St. Nikolai und St. Marien) sowie der filigranen Schauwand des Rathauses eine unglaubliche Fülle an historischer Bausubstanz.

Stralsund, Nikolaikirche

Zu Beginn besichtigten wir das Innere der am „Neuen Markt" gelegenen Stadtkirche St. Marien, eine dreischiffige Basilika mit Querhaus und Chorumgang. Sie verfügt über einen 104 m hohen Turm mit barocker Haube, der über 345 Stufen bestiegen werden kann.

Reisegruppe in Stralsund

Nach der Mittagspause besuchten die meisten Teilnehmer das 2008 neu eröffnete „Ozeaneum" mit 50 Aquarien zur Ost- und Nordsee bis hin zu den Polarmeeren; besonders beeindruckend die Multivisionsshow mit Riesenmodellen von Walen. Andere Teilnehmer nutzten die Zeit zum Besuch des „Deutschen Meeresmuseums" oder kauften Mitbringsel ein. Am Abend stand ein gemeinsames Abendbuffet im Hotel Speicher Barth auf dem Programm, das alle hervorragend fanden.

5. Tag, Sonntag: Rostock
Rostock, einst das „Tor zur Welt" in der ehemaligen DDR, war am Sonntagmorgen unser letzter Programmpunkt. Am Treffpunkt an der Fischerbastion, einem Teil der im 17. Jh. errichteten Wallanlagen, erwartete uns Constanze Stuchly. Sie führte uns zunächst zu dem bestens erhaltenen mittelalterlichen Stadtkloster. Am benachbarten Universitätsplatz mit der 600 Jahre alten Universität hatten sich viele Rostocker zu einem Bürgerbrunch eingefunden und genossen das sonntägliche Wetter. Wir bewunderten die zahlreichen Giebelhäuser aus dem 17. bis 19 Jh. in der Kröpeliner Straße, dem ersten Fußgängerboulevard der DDR.

Rostock, Astronm. Uhr in der Marienkirche

Den Abschluss bildete die trutzige Marienkirche am „Neuen Markt" mit ihren kostbaren Kunstwerken. Insbesondere faszinierte hier die astronomische Uhr aus dem Jahr 1472 mit ihren Monatsbildern und Tierkreiszeichen. Auch den „Apostelumgang" konnten wir pünktlich um 12 Uhr bewundern. Am Hafen luden diverse Restaurants zum Mittagessen ein und so kam manch einer endlich dazu, sein lang ersehntes Fischbrötchen zu essen.

Wir fuhren weiter in das 15 km entfernte Warnemünde, das bereits 1323 an die Stadt Rostock verkauft worden war. Einst ein kleines Fischerdorf ist es heute ein charmantes Seebad mit Flaniermeile am „Alten Strom". An der Westmole lagen zwei riesige Kreuzfahrtschiffe, die „Viking Sun" und die „MSC Poesia". Warnemünde hat heute bis zu 200 Schiffsankünfte im Jahr und wird dann regelmäßig von den Touristen förmlich überflutet.

Warnemünde, Leuchtturm und Teepott

Der inzwischen nach langer Zeit sanierte „Teepott" von Ulrich Müther und der begehbare Leuchtturm - beide an der 4 km langen Strandpromenade gelegen - stehen unter Denkmalschutz.

Warnemünde, Kreuzfahrtschiff MSC Poesia

Überragt wird die Stadt von dem 19-geschossigen 5-Sterne-Hotel „Neptun" aus dem Jahr 1971. Vom dortigen Cafe „Panoramablick" hat man einen grandiosen Ausblick.

Nach unserer Rückkehr nach Barth verbrachten viele den Abend auf der Terrasse des Hotels beim Gespräch oder besuchten eines der Schiffs-Restaurants am nahen Hafen.

6. Tag, Montag: Rückfahrt nach Koblenz
Am Montagmorgen starteten wir nach der Kofferverladung über Hamburg und Bremen in Richtung Heimat und wurden durch zwei endlose Staus bei Dortmund und Köln zeitlich so beeinträchtigt, dass wir erst nach zwölfstündiger Fahrt am späten Abend gegen 21.00 Uhr in Koblenz ankamen. Wir nahmen eine Fülle von Eindrücken mit und bedankten uns bei Petrus, der uns mit einem schönen und zumeist sonnigen Reisewetter während der gesamten sechs Tage verwöhnte.

Termin: Mittwoch, 12. Juni 2019
Abfahrt: 6.30 Uhr, Koblenz, Reisebusbahnhof, (Sparda-Bank)
Rückkunft: Montag, 17. Juni 2019, ca. 21.00 Uhr
Reisepreis:
Mitglieder: 729,00 € p.P. im DZ
Gäste: 744,00 € p.P. im DZ
EZ-Zuschlag: 135,00 €

Leistungen:
• Fahrt in modernem Fernreisebus
• 2 ÜF und ein Abendessen im 4-Sterne Steigenberger Hotel Stadt Hamburg in Wismar
• 3x ÜF und ein Abendessen im Speicher Barth -Das Hotel- in Barth
• gemeinsames Mittagessen am 3. Tag
• Führungen und Eintritte für Besichtigungen laut Programm
• Reiseleitung durch Koblenzer Bildungsverein

Reiseleitung, Bericht und Fotos: Anke Falkenstett

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