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Königliche Gewächshäuser in Brüssel

Ausstellungen zum 450. Todestag von Bruegel dem Älteren
4-tägige Kultur- und Studienreise
vom 26. bis 29. April 2019

Ab 1873 ließ König Leopold II. (aus dem Haus Sachsen-Coburg und Gotha) in einer hügeligen Parklandschaft in Laeken bei Brüssel einen Gewächshauskomplex errichten, der auf 14.000 Quadratmetern neben Blumen überaus seltene und wertvolle Pflanzen beherbergt. Der königliche Garten ist alljährlich nur drei Wochen für Besucher zugänglich, der Besuch ist daher ein besonderes Erlebnis.
Darüber hinaus finden 2019 anlässlich des 450. Todestages von Pieter Bruegel dem Älteren zahlreiche Sonderausstellungen in Brüssel statt. Brüssel und Bruegel sind eng miteinander verbunden. Der Künstler verbrachte dort einen großen Teil seines Lebens und ist dort auch begraben. Als Kind der flämischen Renaissance ist Pieter Bruegel der Ältere für seine eigenwilligen Landschaften und Allegorien bekannt. Bei unserer Fahrt nach Brüssel unternehmen wir eine Reise durch das Leben und die Werke dieses bedeutenden Künstlers.

1. Tag, Freitag: Anreise nach Brüssel, Schloss Gaasbeck
Um 7 Uhr starteten wir unsere Reise nach Brüssel mit 41 Teilnehmern und kamen zügig voran. Unterwegs gaben die beiden Reiseleiter die aufgrund geänderter Öffnungszeiten notwendige Umstellung der Tagesprogramme bekannt und informierten ausführlich über die vorgesehenen Besichtigungen.
Wir hatten schon Bedenken, dass wir viel zu früh im Restaurant des Schlosses Gaasbeck – 13 km südwestlich von Brüssel – ankommen würden. Doch große Staus auf den Umfahrungsstraßen Brüssels bremsten uns so aus, dass wir gerade noch pünktlich in der Brasserie Graf von Egmont eintrafen. Nach einem guten belgischen 3 Gang-Menu ging es anschließend rund 20 Minuten zu Fuß durch den schönen Park zum Schloss Gaasbeck. Es gilt als das romantischste Schloss Belgiens, das sich in die sanft gewellten Hügel des Pajottenlandes schmiegt und an die schönsten Landschaftsbilder Bruegels erinnert.

Schloss Gaasbeck

Die Vorläufer des jetzigen Schlosses wurden im 13. Jh. als Teil des Verteidigungsgürtels um Brüssel erbaut. Nach und nach wurde aus dem Kastell eine Burg, eine Sommerresidenz und ein Landgut. Ende des 18. Jhs. erwarb die italienische Markgrafenfamilie Visconti das Schloss. Die letzte Eigentümerin ließ das Schloss für ihre große Kunstsammlung herrichten und schenkte es 1921 dem belgischen Staat. Seitdem ist es Museum.

Für das Jubiläumsjahr Bruegels wurde eine Ausstellung – Das Narrenfest. Bruegel wiederentdeckt – organisiert, die nach dem Umgang moderner und zeitgenössischer Künstler mit dem künstlerischen Erbe Bruegels fragt.
Mit bereits vorhandenen und eigens neu geschaffenen Werken interpretieren internationale Künstler, wie James Ensor, Valerius de Saedeleer, Otto Dix, George Grosz und andere Bruegels Vermächtnis. Dazu wurden auch zehn zeitgenössische Künstler eingeladen sich mit den Themen aus Bruegels Werk auseinander zu setzen.

Jean Brusselmans, Carnaval (1952)

Bei einer Führung in drei kleinen Gruppen durch die labyrinthartigen Räume des Schlosses, die vom Rimini-Protokoll, einer der kreativsten Berliner Theaterkompanien gestaltet wurden, tauchten wir ein in ein Spiel wechselnder Stimmungen. Nicht nur durch die Gemälde, auch durch Musik, Literatur und Filme konnten wir den zynischen Humor Bruegels in seinen Karikaturen und seine versteckten Botschaften in den Bildern entdecken.
Nach einem Spaziergang durch den Park zurück zum Bistro, wo wir uns – endlich sitzend und Kaffee genießend – auf der Terrasse erholten, ging es weiter nach Brüssel. Dort bezogen wir im Vier-Sterne Thon-Hotel, das wir schon von früheren Besuchen kennen, unsere Zimmer. Der Abend stand zur freien Verfügung. Viele nutzten den herrlichen Abend zu einem Spaziergang zum Grand Place.

2. Tag, Samstag: Auf Bruegels Spuren in Brüssel
Nach einem tollen Frühstück mit grandioser Auswahl begann unsere Besichtigungstour schon um 8:45 Uhr mit der Verteilung der Quiet-Vox-Systeme durch unsere örtliche Reiseleiterin Monika Koch. Danach unternahmen wir mit unserem Bus zunächst eine kleine Stadtrundfahrt bis zum riesigen Justizpalast im Sablon-Viertel. Von dort fuhren wir mit dem Aufzug hinab ins alte Marollen-Viertel, in dem Bruegel in seinen letzten Lebensjahren mit seiner Familie lebte und arbeitete. Über Bruegels Leben ist wenig bekannt. Vermutlich wurde er zwischen 1525 und 1530 in Breda geboren. Er war Schüler des Antwerpener Künstlers Pieter Coeck van Alst. Dort wurde er 1551 Meister und arbeitete danach in der bedeutenden Kupferwerkstatt von Hieronymus Coeck ebenfalls in Antwerpen. Zwischen 1552 und 1555 unternahm er eine Italienreise, während der Landschaftsdarstellungen, unter anderem von den Alpen entstanden. Ab 1553 lebte er einige Zeit in Rom und arbeitete bei dem Miniaturmaler Guilio Clovio. Danach kehrte er nach Antwerpen in Coecks Werkstatt zurück.1563 zog Bruegel um nach Brüssel, um dem Zentrum der Macht und Finanzen - und damit auch potentiellen Kunden - näher zu sein. Im gleichen Jahr heiratete er die Tochter seines Antwerpener Lehrmeisters Coeck in der Kapellenkirche in Brüssel. Unweit der Kirche ließ er sich nieder, lebte und arbeitete dort. Dabei konzentrierte er sich hauptsächlich auf das Malen. Rund 45 seiner Gemälde sind erhalten geblieben und über die ganze Welt verstreut. Die größte Anzahl seiner Gemälde auf Holz, nämlich zwölf, sind im Besitz des Wiener Museums der Schönen Künste. 1564 und 1568 wurden zwei Söhne geboren, die später selbst auch berühmte Maler wurden. Schon 1569 starb Bruegel im Alter zwischen 39 und 44 Jahren.

Pieter Bruegel d.Ä. bei der Arbeit

Zu Fuß gingen wir nun auf Bruegels Spuren vorbei an seinem vermuteten Wohnhaus bis zur Kapellenkirche. Davor steht ein modernes Standbild Bruegels, das ihn bei der Arbeit zeigt. In einer der Kapellen der Kirche befindet sich eine Gedenkplatte mit dem Hinweis, dass er und auch seine Frau auf dem Kirchhof begraben waren. Zum Jubiläum gibt es in der Kirche eine phantasievolle Installation: Bruegel, die große Flucht. Zehn besondere Figuren sind aus Bruegels Bildern entflohen und haben sich in der Kirche versteckt. In einem Begleitheft sind die Gemälde abgebildet und die entflohenen Figuren markiert. Das Suchen und Entdecken war recht kurzweilig.
Nach einer individuellen Mittagspause stand es jedem frei in den verschiedenen Museen u.a. die fünf Originalgemälde Bruegels und auch Werke seiner Söhne und anderer Zeitgenossen zu genießen. In der Bruegel-Box konnte man drei Meisterwerke im Detail betrachten. Weitere virtuelle Eindrücke bot eine Ausstellung am Fuße des Mont Arts , in der die bekanntesten Meisterwerke in hochauflösenden Aufnahmen vorgestellt werden und ein Heranzoomen ermöglichen, die Details zeigen, die beim normalen Betrachten verborgen bleiben.
Am Abend gingen wir fast alle gemeinsam vom Hotel zu Fuß zum Restaurant CHEZ LEON. Dort gab es ein gutes belgisches Dreigang-Menu und frisches belgisches Bier.

3. Tag, Sonntag: Die Königlichen Gewächshäuser, Atomium

Schloss Laeken

Der heutige Vormittag stand ganz im Zeichen der Königlichen Gewächshäuser im Park von Laken. Dort wurde Ende des 18.Jhs.von der Statthalterin der österreichischen Niederlande, Maria Christina, das Schloss Laken als Sommersitz erbaut. Mit der Unabhängigkeit Belgiens machten dann die belgischen Könige das Schloss zu einer ihrer Residenzen. Der erste König Leopold I. (1831–1865 erweiterte die Domaine durch den Erwerb angrenzender Grundstücke. Sein Nachfolger Leopold II. (1865–1909) ließ vom Architekten Alphonse Balat die Meisterwerke aus Stahl und Glas errichten.

Serres van Laken © Olivier Polet

Der riesige Komplex von monumentalen Gewächshäusern gilt als der größte der Welt (ca.14.000 m²). König Leopold II. war damals einer der reichsten Männer der Welt, denn Belgisch-Kongo, ein Land mitten in Afrika, war sein Privatbesitz. Belgisch-Kongo, 60mal so groß wie Belgien, hatte immense Bodenschätze. Durch die systematische Ausbeutung dieses Besitzes durch Zwangsarbeit und Sklavenhandel kamen für den grausamen Herrscher die riesigen Geldmengen für den Bau der Gewächshäuser zusammen. Der König wollte damit seiner Leidenschaft für exotische Pflanzen frönen. [Geschichtlicher Hintergrund: König Leopold II. gründete den eigenständigen Kongo-Freistaat, dessen absoluter Monarch und persönlicher Eigentümer er von 1876/1885 bis 1908 war. Zu dieser Zeit wurde aus dem Kongo vor allem Elfenbein und Kautschuk exportiert. Die einheimische Bevölkerung wurde dabei grausam misshandelt und ausgebeutet. Wie viele Menschen bei den „Kongogräueln" ums Leben kamen, ist umstritten.]

Mit unserer Führerin Monika Koch nahmen wir zunächst den vorgezeichneten Weg durch den Park, um die fantastischen Glaspaläste von außen zu genießen. Von der Orangerie geht es entlang des ersten Gewächshauses, dem Wintergarten, vorbei am großen Kongohaus, am Atelier der Königin Elisabeth von 1938, die eine große Bildhauerin und Violinistin war, bis zum Palmenpavillon. Dieser diente ab 1885 seinem Erbauer, König Leopold II. als Salon, Studio mit Arbeitszimmer, Schlaf- und Badezimmer. Hier starb er auch 1909. Dann führt uns eine mit Geranien bewachsene Galerie bis ins Innere des Palmenhauses. Dieses rechteckige Gebäude mit einem hohen ovalen Querschiff war auf seiner Eisenkonstruktion mit floralen Jugendstilmotiven verziert. Für die tropischen Pflanzen, die Leopold II. aus Belgisch-Kongo mitgebracht hatte, erwies sich das Brüsseler Klima als nicht geeignet, so dass dann subtropische Bäume gepflanzt wurden.

Königliche Gärten, Geranien und Fuchsien

Besonders beeindruckend in seiner Farbenpracht zeigt sich das Azaleenhaus, die große Galerie (200 m lang) mit Geranien und Fuchsien, mit Königsfarnen und Zimtbäumen.

Königliche Gärten, Königsfarne und Zimtbäume

Dann folgt das Kongohaus mit achteckiger Hauptkuppel, die von vier kleinen quadratischen Kuppeln umrahmt ist und mit subtropischen Palmen, Gummibäumen und verschiedenen Farnen bepflanzt ist.

Wintergarten bei Schloss Laeken

Schließlich folgt der Wintergarten, der zu den ersten Gewächshäusern gehört, die Leopold II. errichten ließ. Dieser imposante Bau war von Anfang an für königliche Empfänge bestimmt und wurde 1880 mit der Verlobung von Prinzessin Stefanie mit Erzherzog Rudolf von Österreich eingeweiht. Die hohe Glaskuppel besteht aus einem Eisengerüst mit 36 Spanten und ist auf der Spitze mit einer Königskrone geschmückt. Den Abschluss bildet die Orangerie, die im Winter die Sammlung von bis zu 200 Jahre alte Zitronen- und Lorbeerbäume sowie Kamelien beherbergt. Im anschließenden Banketthaus konnten wir uns bei Kaffee und Kuchen ausruhen und stärken.

Unser treuer Busfahrer Jakob brachte uns dann zum in der Nähe gelegenen Wahrzeichen Brüssels, dem Atomium.

Atomium, Blick auf Brüssel

Zur Weltausstellung 1958 wurde das riesige 102 Meter hohe silberfarbene Atomium erbaut. Es soll ein Eisenmolekül in 165 milliardenfacher Vergrößerung darstellen und gilt als Symbol für das Atomzeitalter und die friedliche Nutzung der Kernenergie. Errichtet wurde es von den Architekten Andre und Jean Polak und vom Ingenieur Andre Waterkeyn ausgearbeitet. Zum 60. Geburtstag dieses Wahrzeichens 2018 wurde es umfassend renoviert und bekam eine neue Außenverkleidung aus Edelstahl.

Atomium, Treppenverbindung

Wir besichtigen in einer Führung (2 Gruppen) die neun Korridore, die zu den neun riesigen Kugeln (je 18 m Durchmesser) führen. Mit dem Aufzug in der zentralen Säule und auf Rolltreppen kann man zu den fünf Kugeln sowie den beiden Eckkugeln gelangen. In der obersten Kugel befinden sich ein Restaurant und Aussichtsetagen. Die beiden unteren Kugeln in der Mitte enthalten Informationen zum Bau. Eine der seitlichen Kugeln wird einmal wöchentlich von je 25 Brüsseler Schulkindern genutzt, die dort auch übernachten und frühstücken können.
Leider war am Sonntag der Andrang am zentralen Aufzug groß, so dass wir für die schöne Aussicht eine lange Wartezeit hatten. Doch es hat sich gelohnt.
Nach einer kleinen Stärkung holte uns Jakob wieder ab. Bei einer kleinen Sonderfahrt ging es durch die sonntäglich ruhige Stadt zurück zum Hotel. Der Abend stand wieder zur freien Verfügung.

4. Tag, Montag: Rückfahrt nach Koblenz, Tongeren
Nachdem unser Gepäck verladen war, verließen wir Brüssel bereits um 9 Uhr. Nach etwa 90 Kilometern unterbrachen wir unsere Rückreise in Tongeren, der ältesten Stadt Belgiens.

Tongeren, Basilika

Auf dem großen Marktplatz trafen wir auf unsere beiden Stadtführer. Zunächst ging es rund um die hoch aufragende Basilika Onze-Lieve-Vroew, die von 1240 bis 1541 erbaut worden ist. Danach schauten wir uns das Innere an, besonders eine Seitenkapelle. Sie enthält ein wundertätiges Muttergottesbild „Ursache unserer Freude" von 1497. Alle sieben Jahre ist dem Gnadenbild eine Prozession gewidmet.

Tongeren, Denkmal des keltischen Ambiorix

Mitten auf dem Marktplatz thront das bekannteste Denkmal Tongerens. Es zeigt den belgischen Nationalhelden Ambiorix. Er soll in Aduatuca 54 v.Chr. den Römern unter ihrem Feldherrn Titurius Sabinus (Feldherr Cäsars) eine Niederlage gegen die von ihm geführten Eburonen beschert haben.

Um 15 v.Chr. errichtete Kaiser Augustus in der Nähe der heutigen Stadt ein Militärlager. Nach mehreren Zerstörungen entwickelte sich der Ort zu einem wichtigen Straßenknotenpunkt. Hadrian ließ diesen im 2. Jh. von einer 4,5 km langen Mauer umgeben, von der noch heute 1500 Meter erhalten sind. Von den Normannen gebrandschatzt, entstand im 10. Jh. die Stadt neu, kam an den Bischof zu Lüttich und wurde später von einer mittelalterlichen Mauer umgeben, die noch heute erhalten ist. Im 16. Jh. war die im gotischen Stil errichtete dreischiffige Basilika mit dem belfriedartigen Glockenturm fertig.

Tongeren, ehem. Beginenhof

Auf unserem Rundgang kamen wir auch zum großen Beginenhof aus dem 13. Jh. Die adligen Gründerinnen hatten recht große Doppelhäuser mit Garten, während sich die einfachen Beginen mit kleinen Reihenhäusern begnügten. Heute sind alle Häuser in Privatbesitz.
Die Führungen endeten am Marktplatz. Anschließend bestand Gelegenheit zur individuellen Mittagspause. Gegen 15.20 Uhr traten wir unsere Heimreise an. Im Bus ließen wir die vier tollen Tage noch einmal Revue passieren, und wohlbehalten kamen wir gegen 18 Uhr wieder in Koblenz an.

Termin: Freitag, 26. April 2019
Abfahrt: 7.00 Uhr, Koblenz, Reisebusbahnhof (Sparda-Bank)
Rückkunft: Montag, 29. April, gegen 20.00 Uhr
Preise: Mitglieder: 407,00 €; Gäste: 422,00 €, der EZ-Zuschlag beträgt 98,00 €
Reiseleitung: Elke Arenz, Jürgen Zahren

Leistungen:
• Busfahrt in modernem Reisebus
• 3 ÜF im 4-Sterne Thon Hotel Brüssel City Centre
• Stadtführungen in Brüssel und Tongeren
• Eintritte laut Programm, Trinkgelder
• Ein Mittagessen am ersten Tag
• Reiseleitung durch Koblenzer Bildungsverein

Bericht und Fotos: Elke Arenz

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