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Kultur und Genuss in der Steiermark, dem grünen Herzen Österreichs

8-tägige Kultur- und Studienreise
vom 21. bis 28. Mai 2017

Die Steiermark wird zu Recht als der Feinkostladen Österreichs bezeichnet. Die steirische Trilogie Wein, Kürbis (Kernöl) und Apfel versprechen genussvolle Schlemmer­erlebnisse. Mit Burgen, Schlössern, Klöstern und Kirchen erwartet uns ein herrliches landschaftliches Kultur­erlebnis.

1. Tag, Sonntag: Anreise nach St. Ruprecht an der Raab
Nach einer langen Anreise über Nürnberg, Passau nach St. Ruprecht a.d. Raab wurden wir von der Chefin im 4 Sterne- Garten-Hotel Ochensberger herzlich mit einem Glas Sekt begrüßt.

2. Tag, Montag: Im Land der Hirschbirnen
Nach einem ausgiebigen Frühstück, das keine Wünsche offen ließ, konnten wir unsere Reisebegleitung für die nächsten Tage, Frau Maria Schnalzer, begrüßen. Als erstes besuchten wir die Thonet Ausstellung in Friedberg.

Die Geschichte des Hauses Thonet beginnt 1819 in Boppard, als Michael Thonet eine Tischlerei gründete und begann, seine Idee vom geformten Holz in die Tat umzusetzen. 1842 holte ihn Clemens Fürst Metternich, österreichischer Staatskanzler, nach Wien. 1851 erlebte Thonet mit der Londoner Weltausstellung seinen größten weltweiten Erfolg. In Friedberg wurden Thonet-Möbel von 1953 bis 2006 gefertigt.

Dort befinden sich über 80 Exponate, darunter der Weltausstellungstisch von 1851 sowie der legendäre Postsparkassenstuhl von Otto Wagner und Stücke der Wiener Sezessionisten. Der Leiter des Museums zeigte uns die bedeutendsten Stücke der Sammlung. Bis vor einigen Jahren wurden die Thonet-Möbel noch in Friedberg produziert, bevor die Produktion zum Bedauern der Stadt nach Venetien umzog.

Stift Vorau © Manfred Gössl

Danach fuhren wir in das hübsche Städtchen Vorau, einem Mitglied der berühmten Blumenstraße. Wir besichtigten die großzügig renovierte Anlage des Chorherrenstiftes Vorau. Es ist das einzige noch aktive Chorherrenstift der Steiermark. Die Stiftskirche zählt mit ihrer verschwenderischen Freskenfülle zu den glanzvollsten Kirchen und stellt ein barockes Gesamtkunstwerk dar. Kulturell von Bedeutung ist auch die weltberühmte Bibliothek. Der Bibliothekssaal zählt zu den Schönsten in Österreich. Mit den 416 Handschriften, 206 Inkunabeln und weiteren 40.000 gedruckten Büchern umspannt die Stiftsbibliothek ein Jahrtausend Buch- und Kulturgeschichte. Die Sakristei gilt als die künstlerische Perle des Stiftes mit den von Johann Cyriak Hackhofer um 1715 geschaffenen Fresken: Das jüngste Gericht (Himmel und Hölle), das letzte Abendmahl, die Fußwaschung und der Leidensweg Jesu. Zum gemeinsamen Mittagessen kehrten wir ein in den Traditionsgasthof „Buchtelbar“ in Wenigzell.

Anschließend ging es weiter in den Naturpark Pöllauer Tal. Der historische Markt Pöllau hat sich nach seiner Gründung im 12. Jh. zu einem wichtigen und wohlhabenden Handwerks- und Handelsort etabliert. Dies ist auch an der Bauweise der alten Bürgerhäuser deutlich zu sehen. Reich geschmückte Fassaden und liebevolle Holzarbeiten an Fenstern und Vorbauten prägen das Aussehen des Ortskerns. Die Pfarrkirche Pöllau wird aufgrund ihrer Bauweise auch als „Steirischer Petersdom“ bezeichnet und bildet zusammen mit dem angrenzenden Schloss den Ortskern von Pöllau. Das fast 300-jährige Wirken der Augustiner-Chorherren hat dazu beigetragen, dass Pöllau zum geistigen, kulturellen und wirtschaftlichen Mittelpunkt des Tales wurde. Am Ende des Nachmittages wurden wir im Obsthof Wilhelm an der steirischen Apfelstraße in die Geheimnisse des Schnapsbrennens eingeweiht. Der Hausherr Seppl Wilhelm ist einer der mystischen Apfelmänner, die den ABAKUS, den weltbesten – und sicherlich auch teuersten – Apfelschnaps brennen. Besonders schmackhaft war auch der aus der in dieser Gegend wachsenden Hirschbirne gebrannte Schnaps.

3. Tag, Dienstag: Weltkulturerbe Graz
Den dritten Tag widmeten wir der steierischen Landeshauptstadt Graz, die 2003 Kulturhauptstadt Europas war. Die Grazer Altstadt wurde 1993 wegen ihres hervorragend erhaltenen Stadtkerns zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Als erstes lernten wir unter sachkundiger Führung von Christiane Roth die Stadt vom Bus aus kennen. Danach setzen wir unsere Entdeckungsreise zu Fuß fort zu den klassischen Sehenswürdigkeiten der Altstadt, u.a. zum gotischen Dom, dem Landhaus, dessen Innenhof mit seinen Arkaden als Meisterwerk der italienischen Renaissance gilt, die Doppelwendetreppe in der Burg, das manieristische Kaiser-Mausoleum Ferdinand II. und die barocke Katharinenkirche. Die Stadt hat alle Teilnehmer so fasziniert, dass wir beschlossen, am letzten Tag nochmals wieder zu kommen.

Schloss Eggenberg © Universalmuseum Joanneum / Jare

Nach dem Mittagessen besichtigten wir mit zwei Führungen das Schloss Eggenberg, die größte barocke Schlossanlage der Steiermark. Die UNESCO Welterbestätte ist ein Gesamtkunstwerk und fasziniert durch eine einzigartige Architektur, durch prächtige Räume und einer romantischen Parkanlage. Das Schloss beherbergt außerdem kostbare Kunstsammlungen.

4. Tag, Mittwoch: Weinstraßen im Süden
Am Morgen fuhren wir vorbei an der Riegersburg, der mächtigsten Burg der Oststeiermark nach Fehring zur Berghofer Öl- und Getreidemühle. An ihrer Lebensader, der malerischen Raab gelegen, gilt die Mühle mit ihrem barocken Kern seit ihrer ersten urkundlichen Erwähnung im 12. Jahrhundert als wichtiger Versorger der Bevölkerung.

Beim Rundgang durch die Mühle konnten wir uns vom faszinierenden Verarbeitungsprozess der Weizen-, Roggen- und Dinkelprodukte überzeugen. Bei einer Erlebnisführung wurden wir dann in die Welt des Kürbisses entführt und bekamen einen Einblick in die Kernölherstellung mit anschließender Verkostung. Ein besonderes Erlebnis war die anschließende Fahrt  über die Klöcher Weinstraße in die Thermenstadt Bad Radkersburg. Die Stadt war fünf Jahrhunderte lang Grenzfeste gegen die Ungarn. Bei einem Rundgang durch die historische Altstadt mit Arkadenhöfen, prachtvollen Renaissancebauten und einer mittelalterlichen Stadtmauer lernten wir dieses historische Juwel kennen. Die Stadt ist mit der Europa-Goldmedaille für Denkmalpflege ausgezeichnet. Unser Führer berichtete in eindrucksvoller Weise auch über die umfangreiche Geschichte der Stadt, die als Grenzstadt bis zum Fall des eisernen Vorhangs ständig im Spannungsfeld von Ost und West stand.

Unser Weg führte uns weiter über die Südsteierische Weinstraße, die immer wieder auch die Grenze nach Slowenien bildet. Teilweise fühlte man sich in dieser Mulden- und Hügellandschaft in die Toskana oder ins Piemont versetzt. Hier gedeihen Traminer, Sylvaner, Gewürztraminer und Welschriesling, die in den vielen Buschenschenken direkt beim Winzer genossen werden können. Eine Besonderheit sind hier die Vogel verscheuchenden großen Windräder, die „Klapotetz“ genannt und ab Juli in Bewegung gebracht werden.

Schloss Seggau © Steiermark Tourismus

Unseren Besuch im fürstbischöflichen Schloss Seggau, krönten wir nach einer Besichtigung mit einer Weinprobe im stimmungsvollen historischen Kellergewölbe.

5. Tag, Donnerstag: Genussmomente im Vulcanoland

Riegersburg © Steiermark Tourismus / Harry Schiffer

 Heute folgte ein weiterer Genusstag, der mit einer Expedition ins Reich der Sinne in Josef Zotters Schokoladen-Theater am Fuße der Riegersburg begann. Bei der Verkostungstour erlebten wir, wie die Schokolade entsteht mit vielen Geschmacksrichtungen und unglaublichen Kompositionen. Laut internationalem Schokoladentest zählt Zotter zu den besten Chocolatiers der Welt.

Anschließend besuchten wir das Weingut Winkler-Hermaden. Das Renommeeweingut am Schloss Kapfenstein bürgt für ausgezeichnete Qualität. Das Schloss liegt inmitten des steirischen Vulkanlandes, weit im Südosten der Steiermark. Auf einem erloschenen Vulkankegel erbaut, trotzte die Wehrburg aus dem 11. Jh. unzähligen Angriffen der Hunnen, Türken und Karuzzen. Der Hausherr persönlich präsentierte bei einer Weinprobe im langen Keller aus dem 17. Jh. eine feine Auswahl seiner Weine, die auf vulkanischen Böden nach biologisch-organischer Art bewirtschaftet werden. Sein Rotwein  OLIVIN ist ein Geheimtipp in der internationalen Rotwein-Szene. Ein Höhepunkt der Reise war das darauf folgende Backhendl-Picknick unter freien Himmel im Weingarten mit Ausblick auf die umgebende Vulkanlandschaft. Der Korb war gefüllt mit Köstlichkeiten der Schlossküche und des Kellers.

Auf der Rückfahrt zum Hotel besichtigten wir noch Gsellmanns Weltmaschine in Edelsbach, an der der einfache Bauer Franz Gsellmann 23 Jahre lang baute. Etwa 2000 verschiedene Bestanteile sind zu einem bebenden, schwingenden, dröhnenden und blinkenden Wunderwerk verbaut, das durch 25 Elektromotoren zum Leben erweckt wird.

6. Tag, Freitag: Schilcherland in der Weststeiermark
Unser letzter Tag mit unserer Führerin Maria führte uns in die Weststeiermark. Eine Landschaft, die geprägt ist von Rebenhügeln, Hochwald und rauher Bergwelt. Unser erstes Ziel war Bärnbach mit seiner vom österreichischen Maler und Architekten Friedensreich Hundertwasser gestalteten Barbara-Kirche. Die Kirche wurde in den 1950er Jahren erbaut und 1987/1988 von Hundertwasser zu einem weltweit bekannten Kunstwerk gestaltet.

Barbarakirche in Bärnbach © Steiermark Tourismus / Harry Schiffer

Der Turm, das Dach, die Fassaden, die goldene Zwiebel und die goldenen Kugeln präsentieren sich vielfältig und reich an Formen und Farben. Mit der Gestaltung von zwölf Toren, die für alle Weltreligionen stehen und deren Symbole tragen, setzte Hundertwasser eine Geste der Ökumene, des Dialogs aller Konfessionen und der Toleranz. Das Innere der Kirche lädt zu Stille und Gebet ein. Höhepunkt des Kircheninnenraumes ist neben zahlreichen anderen Kunstwerken das Strahlenkranz-Kreuz.

Danach fuhren  wir zum Lipizzaner-Bundesgestüt Piber mit seinen „weißen Pferden“, eingebettet in die idyllische Hügellandschaft der Weststeiermark.

Lipizzaner © Spanische Hofreitschule, Bundesgestüt Piber

Seit 1798 werden in Piber Pferde gezüchtet. Die bei der Geburt noch dunklen Junghengste werden hier ausgebildet. Nur die besten kommen dann zur Wiener Hofreitschule und werden zur Zucht verwendet.

Die Mittagspause verbrachten wir bei einer deftigen Bretteljause in der Buschenschank in den Weinbergen beim Flöriwirt, wo wir auch ausgiebig den „Schilcher“ genießen konnten, einen eigenwilligen, zwiebelschalenfarbenen Roséwein.

Bei unserer anschließenden Fahrt zum Flascherlzug nach Stainz machten wir einen kurzen Stopp und besichtigten die Stiftskirche am Schloss Stainz. Das ehemalige Augustiner-Chorherrenstift mit seiner barocken Stiftskirche prägt die malerische Landschaft des weststeirischen Hügellandes. Danach fuhren wir mit dem berühmten Stainzer Flascherlzug des Höllerhansl, einer Schmalspurbahn mit Dampfbetrieb, entlang der „steirischen Ölspur“ durch das Schilcher Kernölland. Die Fahrt führte an der Ölmühle Herbersdorf vorbei nach Preding-Wieseldorf und zurück. Unterwegs wurden wir mit steirischer Musik unterhalten – ein zünftiges Erlebnis.

Die Gruppe mit Reiseführerin Maria Schnalzer

Zum Abschluss des Tages verabschiedeten wir von unserer Reiseführerin Maria, die uns vier Tage lang in hervorragender Weise die Schönheiten ihrer Heimat Steiermark gezeigt hat.

7. Tag, Samstag: Graz (Zur freien Verfügung)
Der letzte Tag führte uns nochmals nach Graz, wo viele von uns die Gelegenheit nutzten, die Sehenswürdigkeiten zu besuchen, die bei unserer Stadtführung noch nicht gezeigt werden konnten, so z.B. den Grazer Schlossberg, von dem man einen herrlichen Ausblick auf die gesamte Stadt mit ihrer roten Ziegellandschaft hat. Bereits der Auf- und Abstieg durch blumenreiche Gärten und Rosensträucher ist ein besonderes Erlebnis.

Graz, Kunsthaus und Schlossberg © Graz Tourismus / Zepp@Cam

Sehenswert ist auch ein neues  Markenzeichen der Stadt, das Kunsthaus Graz, das von den Architekten Peter Cook und Colin Fournier geplant und 2003 gebaut wurde. Wegen ihrer eigenartigen Form wird es von den Grazern auch „friendly alien“ genannt. Beachtenswert auch die Murinsel. Hier entstand 2003 eine schwimmende Muschel, die über zwei Stege mit beiden Ufern der Mur verbunden ist.

8. Tag, Sonntag: Rückfahrt nach Koblenz
Anstelle von Jakob Hauprichs, der aufgrund gesetzlicher Bedingungen in Österreich nicht fahren durfte, brachte uns Norbert Apitzsch sicher zu allen Zielen und auch wieder wohlbehalten nach Hause. 

Termin: Sonntag, 21. Mai 2017
Abfahrt: 6.00 Uhr, Koblenz, Reisebusbahnhof 
Rückkunft: Sonntag, 28. Mai 2017, 20.00 Uhr
Reisepreis: Mitglieder: 981,00 € p.P. im DZ; Gäste: 996,00 € p.P. im DZ
EZ-Zuschlag: 98,00 €

Leistungen:

  • Fahrt mit modernem Fernreisebus
  • 7 ÜHP im 4-Sterne Gartenhotel Ochsenberger in St. Ruprecht
  • 4-tägige ganztägige örtliche Reiseleitung
  • Führungen und Eintritte laut Programm
  • Mittagessen in der Buchtelbar
  • Führung und Weinprobe Schloss Seggau
  • Verkostung und Backhendl-Picknick im Weingut Winkler-Hermaden
  • Mittagessen in einer Buschenschank
  • Fahrt mit dem Flascherlzug
  • Reiseleitung durch Koblenzer Bildungsverein

Reiseleitung: Elke Arenz, Jürgen Zahren

Bericht: Jürgen Zahren

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