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Ein Tag im Rheingau

Kiedrich – Eltville – Kloster Eberbach
Samstag, 24. September 2016

Mit 35 Mitgliedern und Gästen ging es morgens noch bei Frühnebel über die Bäderstraße auf die Taunushöhen, wo uns schon die Sonne lachte. Vorbei an Schlangenbad, dem ehemaligen „Damenbad“, das im 19. Jh. durch die Besuche des Adels und des Kaisers berühmt geworden war, erreichten wir Kiedrich, die größte Hanggemeinde des Rheingaus.

Kiedrich, Blick auf St. Valentinus

Umgeben von vielen bekannten Weinlagen wird der Ort von der - seit 2010 zur Basilica minor erhobenen - katholischen Pfarrkirche St. Valentinus und Dionysius überragt. Im Mittelalter entwickelte sich Kiedrich zu einem bedeutenden Valentinus-Wallfahrtsort. Im 14. Jh. schenkte das benachbarte Kloster Eberbach der Gemeinde Kiedrich die Schädelreliquie des Heiligen Valentinus, was zu einem lebhaften Pilgerbetrieb führte. Die vergrößerte Kirche aus dem 14./15. Jh. – mit der berühmten Kiedricher Madonna von 1350 – wurde für den Pilgeransturm zu klein. Man baute deshalb auf den, die Kirche umschließenden Friedhof, die gotische Michaelskapelle, von deren Außenkanzel zu den Pilgern gesprochen werden konnte. In diesem geschlossenen Kirchhof gruppieren sich neben der Michaelskapelle, das alte Schulhaus, das Pfarrhaus, die Chorschule und das Chorregentenhaus um das alles dominierende Gotteshaus.

Kiedrich, St. Valentinus und Dionysius

Die Bewahrung der mittelalterlichen Kirchen-Ausstattung, der Lettner, das Volksgestühl und die älteste noch spielbare Orgel Deutschlands ist im Wesentlichen einem englischen Adligen, Sir John Sutton, zu verdanken, der ab 1854 die Restaurierungen ermöglichte. Zum Dank wurde sein Grab von Brügge, wo er auch teilweise lebte, vor ca. 20 Jahren in den umschlossenen Kirchhof von Kiedrich umgebettet. Unser Führer, Herr Bibo, ein älterer Kiedricher Bürger und ehemaliger Chorbub, der neben anderen Ehrenamtlichen des Ortes seine Kirche während der Öffnungszeiten „bewacht“. konnte uns viel Interessantes berichten. Er richtete unser besonderes Augenmerk auf das prächtige Volksgestühl im Kirchenschiff, das aus verschiedenen Hölzern hergestellt wurde und viele Sprüche und Verhaltensweisheiten enthält. Daneben gab er uns auch eine Kostprobe des Kiedricher Chorals, der seit 1333 gepflegt wird und eine Sonderform der Gregorianik ist und in Hufnagelnoten aufgezeichnet wurde. Noch heute singen die Chorbuben jeden Sonntag um 9:30 Uhr die Messe in diesem gotisch-germanischen Dialekt.

Im Anschluss ging es bergab Richtung Rhein nach Eltville, das bis ins 19.Jh. die einzige Stadt im Rheingau war.Der kurfürstliche Landesherr residierte zwar im nahen Mainz, baute den Ort aber wegen seiner verkehrsgünstigen Lage zum erzbischöflichen Amts- und Verwaltungssitz aus. Im Jahr 1332 erhielt Eltville die Stadt- und Freiheitsrechte und eine Stadtmauer um den Ort und die verstärkte Burg, in deren Hof wir unsere beiden Stadtführer – Olaf Fuchs und Monika Henzler-Lohn – trafen.

Eltville, Blick vom Burgturm auf Stadt und Rhein

In gut 90 Minuten führten sie uns vom Rosengarten der Burg zum Rheinufer mit den prächtigen Anwesen z.B. derer zu Eltz, und weiter bis zum Stadtturm und Stadtmauerresten. Seit 1830 hatten sich in der Weinbaustadt mehrere Sekthersteller niedergelassen und für städtebauliche Veränderungen gesorgt. Die Stadtmauer mit Stadtgraben war überflüssig geworden und am Rheinufer baute Matheus Müller neben seiner Sektkellerei eine repräsentative Villa.

Eltville, Villa der Familie Mumm

Andere Unternehmer folgten seinem Beispiel und schufen großzügige Landsitze. Vorbei an kleinen Plätzen, alten Adelshöfen, Domherrenkurien und großen Winzerhöfen gingen unsere Führungen weiter. Zum Schluss besuchte eine Gruppe auch die Stadtkirche. Danach war Zeit zur Mittagspause.

Um 15 Uhr fuhren wir mit unserem Bus wieder auf die Höhen ins nahe Kloster Eberbach, Deutschlands größtem und besterhaltenem Zisterzienzerkloster. Dort konnten wir zunächst durch die großen Anlagen bummeln, den Blick auf Abtgartenhaus und Abtgarten werfen, und durch den Prälatengarten schlendern.

Kloster Eberbach

Von 16.00 Uhr bis 17.30 Uhr ging es dann ins Kloster zur Schlenderweinprobe. Hier waren wieder Olaf Fuchs und Dolores Reisenauer unsere Begleiter. Diese Schlenderweinprobe führte uns zunächst in das alte Hospital, dann ins Kloster mit Kapitelsaal, Mönchsdormitorium, Fraternei, Kreuzgang, Laiendormitorium und in die ehemalige Abteikirche.

Kloster Eberbach, romanisches Kirchenschiff

An den sechs großen Haltepunkten gab es jeweils ein Glas (0,1l) von ausgesuchten Weinen des VDP Weingutes bis hin zur Auslese in der Klosterkirche zum Schluss.

Dieses Kloster ist das größte und bekannteste des Rheingaus und wurde 1136 von Bernhard von Clairvaux als Zisterzienserkloster gegründet. Im Mittelalter wurde in insgesamt zwölf Rheingau-Klöstern der Weinanbau vor allem des Rieslings kultiviert und besonders in Eberbach zur Hochblüte geführt. Es führte vom Kloster eine Straße hinunter zum Rhein, wo die Fässer auf Schiffe verladen und z.B. bis nach Köln transportiert wurden. Das Kloster wurde bald zu einem Großbetrieb und besaß Besitzungen in mehr als 200 Orten. Im Bauern- und Dreißigjährigen Krieg wurden die Klöster überfallen und geplündert, doch besonders die Eberbacher Mönche erreichten immer wieder Wohlstand. Das Ende des Klosters kam 1803, als die Klöster im Rahmen der Säkularisation enteignet wurden. Die herrliche Klosteranlage aber blieb unversehrt erhalten. Der Wein- und Kellereibetrieb besteht bis heute und ist das größte deutsche Staatsweingut (VDP), zum Land Hessen gehörend. Seit 1998 verwaltet die Stiftung Kloster Eberbach die große Anlage, die sich selbst trägt.

Nach dem Klosterbesuch machten wir uns mit Fahrer Kurt Hammes von der Firma Römer-Reisen auf die Heimreise. Am Rhein entlang leuchteten die Burgen in der Abendsonne. Mit dem Sonnenuntergang erreichten wir gegen 19:45 Uhr wieder Koblenz.

Termin: Samstag, 24. September 2016
Abfahrt: 8.00 Uhr, Koblenz, Reisebusbahnhof
Rückkehr: gegen 20.00 Uhr
Preis: Mitglieder 39,00 €, Gäste 41,00 €
Leistungen: Busfahrt, Führungen, Weinprobe

Leitung und Bericht: Elke Arenz
Fotos: Elke Arenz und H.-P. Günther (Archiv)

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