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Goldenes Prag und westböhmische Kulturmetropole Pilsen

7-tägige Kultur- und Studienreise
vom 3. bis 9. Februar 2016 (über Karneval)

1. Tag, Mittwoch: Anreise nach Pilsen

Zu Beginn der Fahrt erhielt jeder Teilnehmer eine Informationsmappe mit genauem Programmablauf und den Stadtplänen von Pilsen und Prag. Mit einem leuchtend-roten Bus der Firma Apitzsch und unserem bewährten Fahrer Jakob Hauprichs kamen wir über die A3 und A6 ohne Staus und Behinderungen gut voran.

Das Mittagessen konnte bereits im Restaurant Spilka, dem Brauereirestaurant der weltberühmten Brauerei Pilsener Urquell, eingenommen werden. Sehenswert ist schon das im Neorenaissancestil gebaute Eingangstor zur Brauerei aus dem Jahre 1892 und der 50 Meter hohe Wasserturm von 1907. Bei der anschließenden Brauereibesichtigung konnten die Teilnehmer die Geheimnisse des Bierbrauens entdecken. Beeindruckend ist der moderne Abfüllraum mit einer Kapazität von 120.000 Flaschen pro Stunde, imposant das neue Sudhaus mit seinen großen Kupferkesseln.

Pilsen, Brauereibesichtigung

In den ursprünglichen Brauereikellern bestand die Möglichkeit, das berühmte Pilsener Lagerbier direkt aus den Brauereifässern zu kosten und die Rohstoffe, die zum Bierbrauen benötigt werden, zu beschnuppern.

Die Unterbringung im neuen Marriott Hotel direkt in der Stadt ermöglichte den Teilnehmer an zwei Abenden eines der vielen Restaurants fußläufig zu erreichen und die umfangreiche böhmische Küche kennen zu lernen. Mittlerweile besteht in vielen Restaurants ein Rauchverbot, das Mitte 2016 offiziell in ganz Tschechien eingeführt werden soll.

2. Tag, Donnerstag: Stadtbesichtigung Pilsen

Pilsen, Stadtführerin Barbara

 Die Stadtführung mit unserer Stadtführerin Barbara begann auf dem großen gotischen Marktplatz, der zu den größten in ganz Europa zählt. Im Mittelpunkt des Platzes steht die St. Bartholomäus Kathedrale mit dem mächtige Turm, der mit seiner Höhe von 102,6 Metern der höchste Kirchturm der Tschechischen Republik ist. In der Mitte des neugotischen Altars ist das Juwel der Stadt zu sehen; die 134 cm hohe Statue der Jungfrau Maria mit dem Jesuskind, die so genannte Pilsner Madonna.

Pilsen: St.-Bartholomäus-Kathedrale

Der Platz wird von zahlreichen sehenswürdigen, mittelalterlichen Häusern umsäumt. Das Renaissance-Rathaus von 1558, das mit Sgraffiti geschmückt ist, die böhmische Herrscher und das Stadtwappen zeigen. Links davon das Kaiserhaus, in dem Kaiser Rudolf II. im September 1599 seine Zuflucht fand, als in Prag die Pest ausgebrochen war. Auf einer massiven Säule steht die steinerne Statue des Ritters Roland. Weitere Gebäude, so das Haus "Zum Roten Herzen", ein Renaissance-Bau von 1894 mit einem roten Herzen in der Mitte der Fassade und das Bischofsgebäude, direkt gegenüber dem Eingang zur Kathedrale, das zu den wertvollsten Barockobjekten der Stadt zählt. Zwischen dem Kaiserhaus und der Kathedrale ist die Pestsäule zu sehen, die von Pilsener Bürgern im Jahre 1681 als Ausdruck des Dankes für einen mäßigen Verlauf der Pestepidemie errichtet wurde. Den Gipfel der Säule ziert eine Barockreplik der Pilsener Madonna. Auffallend auch die drei modernen Brunnen auf dem Platz. In Becken aus schwarzem chinesischem Granit fällt Wasser aus vergoldeten Speiern, die einen Engel, eine Windhündin und ein Kamel-Motiv aus dem Pilsener Stadtwappen zeigen.

Pilsen, Große Synagoge

 Die Stadtführung ging weiter zur Großen Synagoge, die zwischen 1888 und1893 im maurisch-romanischen Stil erbaut wurde. Es handelt sich um die größte Synagoge in Tschechien und um die zweitgrößte in Europa. Bis 1938 umfasste die Gemeinde 3.200 Mitglieder. Die nationalsozialistische Besatzung löschte das Pilsener Judentum fast völlig aus. Die Synagoge überstand den Krieg nur, weil sie von den Deutschen zur Lagerung von Kriegsmaterial benutzt wurde.

In der Nähe befindet sich der Smetana Park mit dem Großen Theater, das 1902 im Stile der Neorenaissance mit Jugendstilelementen errichtet wurde. Das Theater zeugt von der großen Theatertradition der Stadt. Unser Stadtspaziergang führte weiter durch den Parkanlagenring, der bereits in der Mitte des 19.Jh. als Promenade-Alleen anstelle der abgerissenen Stadtmauer entstanden ist. Selbst im Winter kann man die Schönheit dieser Anlage mit ihren hochgewachsenen Bäumen, den Blumenbeeten und Brunnen erahnen. Zahlreiche bedeutende Pilsener Gebäude säumen die Anlagen so z.B. das Hotel Slovan, welches Ende des 19. Jh. das beste der Stadt war und sogar Kaiser Franz Joseph I beherbergte, das bürgerliche Vereinshaus, das mit zwei Festsälen und Restaurant im Stil der Neorenaissance mit kunstvoller Jugendstildekoration errichtet wurde. Davor die Statue des Martin Kopecky, einer der bedeutendsten Pilsener Bürgermeister, der die mittelalterliche Stadtmauer abreißen und durch die eindrucksvollen Gärten ersetzen ließ.

Pilsen, Bogenleuchte von 1881 im Westböhmischen Museum

Im Vestibül des Westböhmischen Museums, das im Stile der Neorenaissance in den Jahren1893-1902 errichtet wurde, brachte unsere Führerin eine Orginal-Bogenleuchte zum Leuchten, die auf der Pariser Weltausstellung 1881 in Paris eine Goldmedaille erhielt. Die Führung endet an dem Gebäude der früheren Fleischbänke, das bis in die 50er Jahre des 20. Jh. diesem Zwecke diente und heute ein Ausstellungssaal der Westböhmischen Galerie ist. Viele Teilnehmer nutzen die Gelegenheit, um in diesen Räumen eine sehenswerte Ausstellung über "Barock in Westböhmen" zu besuchen. Der Nachmittag stand zur freien Verfügung.

Eine kleine Gruppe nutzte die Gelegenheit, das neue Techmania Science Centre zu besuchen. Das einzigartige interaktive wissenschaftlich-technische Museum für alle Generationen hat seinen Sitz in einer rekonstruierten Fabrikhalle im Areal der Pilsener Skoda-Werke. Die Besucher können verschiedene physikalische, mechanische und optische Gesetzmäßigkeiten aktiv ausprobieren. Auch drei Dampflokomotiven sind ausgestellt. An einer Wand ist ein voluminöses Werk des tschechischen Künstlers David Cerny, einem Meister der Provokation, und seiner Freunde zu sehen. Das Werk zeigt die EU-Mitgliedsstaaten klischeehaft in einer Art Bausatz. Dabei kommen einige Mitgliedstaaten nicht gerade gut weg. z.B. Deutschland als hakenkreuzähnliches Labyrinth aus Autobahnen oder Polen als Land der homosexuellen Priester. Nicht zuletzt deshalb wurde das Werk in das Wissenschaftszentrum verbannt (Näheres: Michael Bussman: Reiseführer Prag). Weitere Werke des Künstlers sind in Prag zu bewundern z.B. in der Lucerna Passage: Wenzel auf dem Bauch eines nach unten hängenden Pferdes reitend.

3. Tag, Freitag: Prag

Am Vormittag erkundeten wir Prag vom Hradschin aus, so wie es schöner nicht sein kann. Bei winterlich klarem Himmel und Sonne hatten wir einen fabelhaften Panoramablick vom Restaurant „Bellavista“ am Strahov Kloster auf die darunterliegende Burg, die Karlsbrücke, über die Stadt, das Neustädter Rathaus, den Pulverturm bis hinüber zum Nationaltheater und dem Hauptbahnhof. Auf der rechten Seite auf dem Hügel eine Nachbildung des Eiffelturmes von Paris.

Prag, Michaela Grygarkova war unsere örtliche Reiseleiterin

Wir konnten Michaela Grygarkova begrüßen, die uns in den folgenden Tagen durch unser Programm führte. Als erstes besichtigten wir das 1140 gegründete Prämonstratenser-Kloster Strahov mit der Kirche Maria Himmelfahrt.

Prag, Bibliothek des Klosters Strahov

Sehenswert ist die wertvolle Bibliothek mit über 280.000 Bänden, davon 3000 handschriftliche Aufzeichnungen datiert bis zum Jahre 860 und 1500 Erstdrucke. Sie befinden sich in zwei Lesesälen mit Landkarten und Globen. Sehenswert ist auch der barocke Theologiesaal und der klassizistische Philosophensaal geschmückt mit Fresken und ausgestattet mit der Strahov-Gemäldegalerie.

Mit dem Bus fuhren wir dann hinab auf den Parkplatz direkt am Eingang zum Oberen Teil der Burg, von wo aus wir mit der Besichtigung der Prager Burg begannen.

Die Prager Burg ist mit ihrer Fläche von etwa 70.000 Quadratmetern die größte zusammenhängende Burganlage der Welt. Am Sitz des tschechischen Präsidenten steht mit dem St. Veits-Dom die größte Kirche des Landes. Die Burg dokumentiert 1000 Jahre Geschichte von Fürsten, Königen, Kaisern und Präsidenten. Sie ist damit gleichzeitig ein Spiegelbild der Architekturgeschichte. Über die Pulverbrücke gelangten wir zunächst in den zweiten Burghof mit dem Kohl-Brunnen und der Hl. Kreuz-Kapelle.

Prag, Eingang zum Präsidentenpalast

 Danach konnten wir den großen Wachwechsel erleben, der täglich um 12 Uhr stattfindet. Die Burgwache untersteht der tschechischen Armee und bewacht sowohl das Burgareal als auch den Präsidenten bei Staatsbesuchen.

Prag, Wachablösung

Kostümbildner Theodor Pistek kleidete die Soldaten 1990 in neue dunkelblaue Uniformen.

Nach einem kurzen Mittagsimbiss setzten wir unseren Rundgang fort. Am dritten Burghof gegenüber dem St. Veits-Dom beginnt der alte Königspalast. Der über mehrere Jahrhunderte immer wieder umgebaute Palast beinhaltet den riesigen Wladislaw-Saal, in dem sogar Turniere hoch zu Pferde veranstaltet wurden. Wir konnten den zu den Burggärten ausgerichteten Ludwigs-Flügel besichtigen, der 1618 Schauplatz des Zweiten Prager Fenstersturzes war, mit dem der Dreißigjährige Krieg begann. Anschließend besuchten wir den St. Veits-Dom.

Prag, St.-Veits-Dom

Die gotische Kathedrale, das geistige Symbol des tschechischen Staates, wurde im Jahre 1344 an der Stelle einer romanischen Rotunde errichtet. In ihrem imposanten Inneren befindet sich u.a. die mit Malereien und Halbedelsteinen wunderschön ausgeschmückte Wenzelkapelle mit dem Grab des Hl. Wenzel. Im Souterrain die Gruft der tschechischen Könige und die Schatzkammer, in der die Krönungsinsignien aufbewahrt werden.

Prag, Spaziergang durch das Alchimisten- oder Goldmachergässchen

Als Abschluss der Burgbesichtigung spazierte die Gruppe durch das berühmte Goldene Gässchen. Im Haus Nr. 22 arbeitete in den Jahren 1916–17 Franz Kafka.

Viele Teilnehmer benutzten die freie Zeit bis zur Abfahrt des Busses, um eine Sonderausstellung mit dem poetischen Titel „Tiziano Vanitas“ zu besuchen. Sie gilt als die bedeutendste Ausstellung in Tschechien zu dem berühmten Maler Tizian. Alternativ konnte die Nationalgalerie in zwei großen Palästen am Hradschiner Platz, das imposante Renaissance-Palais Schwarzenberg und das Palais Sternberg besucht werden.

Prag, Palais Sternberg

Dort wird derzeit europäische Kunst von der Klassik bis zum Barock gezeigt, darunter Werke von Cranach, Rembrandt, Rubens, Tintoretto und Albrecht Dürer mit dem „Rosenkranzfest“. Beide Galerien konnten an diesem Tage kostenfrei besucht werden.

Bei einem gemeinsamen Abendessen im Hotel Maria Prag direkt unterhalb des Hauptbahnhofes wurden die Eindrücke des Tages bei gutem böhmischen Bier und Wein aus Mähren verarbeitet.

4. Tag, Samstag: Stadtbesichtigung Prag

Der nächste Tag begann mit einem Spaziergang durch die Neustadt und dem Wenzelsplatz. Die obere Stirnseite des Platzes schließt mit dem Nationalmuseum ab, ein monumentaler Neorenaissancebau. Davor thront seit 1912 der Heilige Wenzel zu Pferd. Ein paar Schritte weiter erinnert in einem kleinen Rundbeet ein Gedenkstein an Jan Palach und Jan Zajik. die beiden Tschechen, die hier den Freitod wählten, um gegen die sowjetische Dominanz nach dem Prager Frühling zu demonstrieren. Am Rande des Platzes liegt das weltberühmte Hotel Europa mit seiner Jugendstilfassade. Das Hotel ist geschlossen und der Eingang mit Brettern vernagelt. Wahrscheinlich warten die Besitzer auf die angekündigte Neugestaltung des Wenzelsplatzes, die ihm seinen alten Glanz wiedergeben soll. Wir machen einen kurzen Besuch in der Hauptpost und sind überrascht über die Glas- und Stahlarchitektur im Inneren. Wir schwenken ein in die Lucerna Passage, in der uns der Heilige Wenzel wieder begegnet (siehe oben).

Prag, David Cerny: Wenzel reitet auf dem Bauch des Pferdes

Die Passage selbst war der erste Stahlbetonbau Prags, der von Vaclav Havel in den 1920er-Jahren entworfen wurde. Danach gelangten wir in den Franziskanergarten, einer einzigartigen Naturoase im Stadtzentrum. Selbst im Winter spürt man die Schönheit des Gartens, der mit vielen Bänken ausgestattet ist über die sich Eisenbögen wölben. Als nächstes ereichten wir den Altstädter Ring, den wichtigsten historischen Platz Prags. Er entstand im 12. Jh. und war Zeuge zahlreicher historischer Begebenheiten. Neben dem Altstädter Rathaus und der Kirche St. Maria vor dem Teyn sind die Dominanten des Platzes die Barockkirche des Hl. Nikolaus, das Rokoko-Kinsky-Palais und das Denkmal von Meister Jan Hus von Ladislav Saloun. Im Pflaster des Platzes ist der Hinrichtungsort von 27 Teilnehmern des böhmischen Ständeaufstands markiert sowie der Prager Meridian.

Prag, Gruppe vor dem Altstädter Rathaus

Viele Menschen hatten sich bereits vor dem Altstädter Rathaus versammelt, um das Spiel der Astronomischen Uhr zu erleben. Zu jeder vollen Stunde wendet der Knochenmann die Sanduhr und läutet mit der Glocke, danach kommen die zwölf Apostel aus den beiden blauen Fenstern heraus und drehen ihre Runde. An den Seiten schütteln die Allegorien der Habsucht, der Eitelkeit und der Wollust ablehnend ihren Kopf, weil sie ihre Zeit noch nicht für abgelaufen halten. Nach weiniger als einer Minute kräht ein Hahn im obersten Fenster. ein Raunen geht während des Spektakels durch die Menge.

Anschließend besichtigten wir die Innenräume des Altstädter Rathauses, dass mit zu den schönsten Sehenswürdigkeiten des historischen Prager Kerns zählt. Das Rathaus entstand ab dem 14. Jh. durch die schrittweise Vereinigung einzelner Bürgerhäuser. In den Räumlichkeiten des Rathauses wurde Georg von Podiebrad zum tschechischen König gewählt. Nach der Schlacht am Weißen Berg wurden vom hiesigen Gefängnis die Teilnehmer des Ständewiderstandes direkt zum Richtplatz gebracht. Bei unserem Rundgang konnten wir den alten Renaissance-Ratsherrensaal mit seiner gemalten Kassettendecke, weitere Präsentationsräume, die Gotische Kapelle mit Blick auf die Apostelfiguren und einen Teil des Mechanismus der astronomische Uhr und im mittelalterlichen Souterrain den Brunnen und das Gefängnis besichtigen.

Prag, Blick von der Karlsbrücke auf den Hradschin

Die Stadtführung ging weiter zur Karlsbrücke. Mit der Silhouette der Prager Burg im Hintergrund ist sie das bekannteste Symbol der Stadt. Die über 500 m lange Brücke beeindruckt durch ihre 31 Statuengruppen und zwei mächtigen Türmen. Am bekanntesten ist die barocke Skulptur des heiligen Johannes Nepomuk. Hinter der Brücke beginnt die Kleinseite mit der Halbinsel Kampa. Hier konnten wir noch ein altes Mühlrad besichtigen. Auf der Kleinseite gibt es zahlreiche Imbißstände, die böhmische Spezialitäten anbieten. Wir bummelten durch die romantischen, verwinkelten Gassen über den versteckt liegenden Malteserplatz, der an den gleichnamigen Ritterorden erinnert. Sehenswert auf der Kleinseite ist auch die St. Nikolas-Kirche, eine der bedeutendsten Prager Barockbauten, das Wallenstein Palais und die Kirche der siegreichen Jungfrau Maria. Diese ist wegen der Statue des Prager Jesuleins, die aus Spanien stammt, berühmt. Das Jesulein verfügt über zwei Kronen und etwa 46 Gewänder, die nach Altprager Zyklus 10x pro Jahr je nach Jahreszeit gewechselt werden. Unsere Reiseführerin brachte uns dann zurück über die Karlsbrücke, um uns die Gelegenheit zum Mittagessen zu geben.

Prag, Gemütliche Stadtrundfahrt mit der historischen Tram

Am Nachmittag trafen wir uns wieder zu einem besonderen Ereignis; einer einstündige Sonderfahrt mit einer alten Straßenbahn (der Triebwagen stammt von 1929). Die Straßenbahn fuhr nur für unsere Gruppe mit zwei Wagen. In jedem Wagen wurde mit einem Akkordion aufgespielt und es gab Kaffee und Kuchen. Die Fahrt führte einmal um die ganze Altstadt, vorbei an allen bekannten Sehenswürdigkeiten.

Prag, Blick von der Dachterrasse

Auf Empfehlung von Michaela genossen einige von uns danach bei einem Glas böhmischen Sektes den prächtigen Ausblick von der Dachterrasse des Hotels U Prince auf die Prager Burg, das Altstädter Rathaus und die vielen anderen Türme und Kuppeln der Stadt. Als die Sonne unterging, wurde nach und nach jede dieser Sehenswürdigkeiten beleuchtet, was zum Schluss zu einem farbenprächtigen Gesamtbild führte.

5. Tag, Sonntag: Kutna Hora

Fahrt nach Kutna Hora, das ehemalige Kuttenberg. Die Stadt wurde im Jahre 1995 in das UNESCO-Verzeichnis als Weltkulturerbe aufgenommen. Der Ruhm Kuttenbergs ist mit dem Silberbergbau verbunden. Die Stadt wird auch als Schatzkammer des Landes bezeichnet. Im ausgehenden 13. Jh. produzierte Kuttenberg ein Drittel des europäischen Silbers. Der Reichtum hat den wirtschaftlichen Aufstiegs des Böhmischen Königreichs ermöglicht.

Kutna Hora-Sedlec, Friedhofskapelle mit Beinhaus

In Kutna Hora besichtigten wir zunächst eine Sehenswürdigkeit, die auf manche makaber wirkt. Im Stadtteil Sedlec sahen wir eine weltweit einzigartige Friedhofskapelle mit Ossarium (Beinhaus), dessen Innenausstattung aus menschlichen Knochen von rund 10.000 Verstorbenen des ehemals riesigen Friedhofs gestaltet wurde.

Als nächstes spazierten wir zum spätgotischen Dom der heiligen Barbara, der Schutzpatronin der Bergleute. Der Bau des Domes dauerte über 500 Jahre und war Aushängeschild für die Bedeutung dieser Stadt. Das historische Stadtzentrum wurde zusammen mit dem Dom der heiligen Barbara und der Klosterkirche Maria Himmelfahrt in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen.

Bei der Rückfahrt erwartete die Gruppe noch ein zusätzlicher Programmpunkt. Ein Besuch des Messepalastes, das ein Museum moderner und zeitgenössischer Kunst beherbergt. Im Erdgeschoss ein besonderes Kunsterlebnis: ein Zyklus von zwanzig monumentalen Gemälden des tschechischen Malers Alfons Mucha, die durch die slawische Mythologie und Geschichte des tschechischen Volkes inspiriert wurde.

Prag, Ausschnitt aus dem Slawischen Epos von Alfons Mucha

An dem slawischen Epos hat Mucha fast zwanzig Jahre gearbeitet und er hat es der Öffentlichkeit im Herbst des Jahres 1928 anlässlich der Zehnjahrfeier der Selbstständigkeit der Tschechoslowakei in dem damals gerade ausgebauten Messepalast zum ersten Mal vorgestellt.
Besonders sehenswert sind auch im 1. Stock die Werke internationaler Künstler des 20. u.21. Jh. wie Klee, Kokoschka, Schiele Klimt und Miro und im 3. Stock eine Kollektion französischer Kunst mit Werken von Delacroix, Rodin, Matisse, Gaugin, Toulouse-Lautrec, Picasso und Monet. Die Bilder und die Rahmen sind aber z.T. in einem sehr schlechten Zustand.

6. Tag, Montag: Das jüdische Prag und der Jugendstil

Der nächste Morgen war zunächst dem Jüdischen Prag gewidmet. Die Josefstadt stellt die umfassendste erhaltene Gesamtheit jüdischen Andenkens in Europa dar. Die Altneu-Synagoge gilt als älteste unzerstört erhaltene Synagoge in Europa und einer der frühesten gotischen Bauten Prags. Hier ruht der Legende nach der berühmte Golem.

Prag: Grabsteine auf dem Alten Jüdischen Friedhof

Auf dem Alten Jüdischen Friedhof sind etwa 12.000 Grabsteine zu sehen, darunter auch jener des berühmten Rabbi Löw, der einer Legende nach den Golem aus Lehm gebildet haben soll. In der Pinkas-Synagoge macht eine ungewöhnliche Ausstellung betroffen. Hier sind Zeichnungen jüdischer Kinder zu sehen, die von den Nazis im Konzentrationslager Theresienstadt inhaftiert und ermordet wurden. Die Wände sind mit 80.000 Namen tschechischer Juden beschriftet, die von den Nazis umgebracht wurden.

Prag, Inneres der Spanischen Synagoge

Anschließend besuchten wir die Spanische Synagoge. Sie befindet sich an der Stelle einer der ältesten Prager Synagogen, der 1867 abgebrochenen Altschul. Die ständig wachsende Prager Reformgemeinde ließ das 1868 fertiggestellte Gotteshaus erbauen, das aufgrund der um 1880 erfolgten ornamentalen Ausgestaltung im maurischen Stil die Bezeichnung Spanische Synagoge erhielt.

Prag: Kafka-Denkmal von Jaroslav Róna

Die kopflose Skulptur neben der Synagoge wurde erst 2003 aufgestellt und war damit das erste Kafka-Denkmal der Stadt. Es zeigte eine Szene aus Kafkas Novelle „Beschreibung eines Kampfes“.

Der Abschluss unserer Führung war dem Jugendstil im Prag gewidmet. Bereits im jüdischen Viertel waren viele repräsentative Häuser des Jugendstils zu sehen. Die Jugendstil-Architektur erkennt man an den vielen Ornamenten, Formen und Pflanzen-Motiven, sowie an der üppigen Verwendung von Gold und Emaille. Die Jugenstil-Keramik ist besonders reich an Verzierungen. Ihren Höhepunkt erlebte dieser Kunststil Anfang des 20. Jhs..

Damals wurde auch das repräsentative Gemeindehaus am Platz der Republik errichtet, dessen Innenbesichtigung ein Höhepunkt der Reise war. Das Gemeinde- oder Repräsentationshaus, das 1911 fertig gestellt wurde, wird als reiner Jugendstilbau erachtet. Zur Ausschmückung des Gebäudes und der Säle luden die Architekten die besten Bildhauer und Maler der damaligen Zeit ein. Die reiche Ausschmückung innen und außen ist ein Werk von A. Mucha, M. Svabinsky und J.V. Mysibek. Das wunderschöne Innere mit seiner Vielzahl an zauberhaften Salons und Sälen wird von dem monumentalen Smetana-Saal, in dem Konzerte stattfinden, dominiert. Wir hatten Glück und konnten eine Konzertprobe dort miterleben. Das Kaffeehaus, das Französische und Pilsener Restaurant und die amerikanische Bar - die zweitälteste in Europa - strotzen vor einzigartiger Jugendstil-Ausstattung. Besonders sehenswert ist der Primatorsalon mit Wandmalereien von Alfons Mucha oder ein Brunnen, der in seiner Materialzusammensetzung in Europa einmalig ist.

Prag, Gruppenfoto

Auf dem Balkon des Gemeindehauses konnten wir unser traditionelles Gruppenfoto machen. Den gelungenen Abschluss der Reise bildete ein 3-gängiges Mittagessen mit einem Glas böhmischen Sekts und Wein aus Mähren im nahe gelegenen Restaurant Sarah Bernhardt (im Hotel Pariz), ein architektonisches Juwel, das den Namen der berühmten Pariser Schauspielerin und Sängerin trägt. Das Jugendstilinterieur blaues Spaltmosaik, die erhaltene Originalbeleuchtung, die Holzvertäfelung und vergoldete Stuckverzierung machen das Restaurant zu einem Kleinod der Prager Restaurant-Interieurs. Hier verabschiedeten wir uns auch von unserer Stadtführerin, die uns mehrere Tage begleitet hatte.

7. Tag, Dienstag: Rückfahrt nach Koblenz

 

Termin: Mittwoch, den 3. Februar 2016
Abfahrt:
6.00 Uhr, Koblenz, Reisebusbahnhof (Sparda-Bank)
Rückkunft: Dienstag, 9. Februar gegen 20.00 Uhr
Preis: Mitglieder: 591,00 € p.P. im DZ;  Gäste: 606,00 € p.P. im DZ
EZ-Zuschlag: 150,00 €

Leistungen:

  • Busfahrt in modernem Reisebus
  • 2 Übernachtungen mit Frühstück im 4-Sterne-Courtyard Marriott Hotel Pilsen
  • 4 Übernachtungen mit Frühstück, 1x Abendessen im 4-Sterne Falkensteiner Hotel Maria Prag, incl. City Tax
  • Kostenfreie Benutzung des Wellnessbereiches im Hotel Maria Prag
  • Führungen und Eintritte gemäß Programm
  • 1x Mittagessen in Pilsen und in Prag im exclusiven Jugendstil-Restaurant
  • Ausflug nach Kutna Hora
  • Fahrt mit historischer Straßenbahn
  • Reiseleitung durch Koblenzer Bildungsverein

Bericht: Jürgen Zahren, Fotos: Hans-Jürgen Wenzel und Romy Zahren

 

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