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Burgen - Sanatorium - Grandhotel im Taunus

Mit Dr. Jens Friedhoff nach Falkenstein, Oberursel und Kronberg
Samstag, 24. Oktober 2015

Auf eine unerwartet geringe Resonanz stieß unsere Tagesexkursion mit Dr. Jens Friedhoff vom Europäischen Burgeninstitut in Braubach. Daran änderte auch ein in drei Tageszeitungen noch kurzfristig veröffentlichter Hinweis leider nichts. Mit lediglich zwölf angemeldeten Teilnehmern aus Koblenz hätten wir die Tagesfahrt eigentlich absagen müssen, doch mit dem Zustieg von insgesamt zehn Mitfahrern in Limburg kam dann doch eine kleine und interessierte Gruppe zustande.

Ab Limburg nutzten wir die B8 durch den Goldenen Grund und über die herbstlich bunten Höhen des Taunus. Erstes Ziel war die Gemeinde Falkenstein oberhalb der Stadt Königstein. Am Fuße des Burgbergs entstand ab 1875 ein Sanatorium für Tuberkulosekranke mit einem von Heinrich Siesmayer gestalteten Park und nach dem Abriss des Sanatorium ab 1906 ein „Kaiserliches Offiziers-Erholungsheim“. Nach wechselvoller Geschichte ist es heute ein exklusives Kempinski Grandhotel.

Falkenstein, ehem. preuß. Offz-Erholungsheim

Bei einem Rundgang durch das Hauptgebäude fällt die umfangreiche Verwendung von sogenanntem Lahnmarmor auf, der als Einfassung von Türen, Wandverkleidungen, Ofeneinfassungen und Fensterbänken dient sowie als massive Säulen auch statische Funktionen übernimmt.

Marmorbrunnen aus preuß. Zeit

Durch einen über 1700 Meter langen Tunnel sind alle Häuser wettergeschützt unterirdisch miteinander verbunden. Wir gelangten dadurch auch in eines der ehemaligen Offiziershäuser, die heute vom Hotel unter anderem für Langzeitvermietungen angeboten werden. Von der Terrasse und den Balkonen bietet sich bei klarem Wetter eine phantastische Sicht über Frankfurt bis zum Spessart und Odenwald, die uns an diesem Tag leider versagt blieb.

Falkenstein, Gruppenfoto auf der Hotelterrasse

An dem Rundgang im Hotel hatten auch Susanne Vogel und Wolf Gestefeld vom Kirchenvorstand der ev. Kirchengemeinde Falkenstein teilgenommen. Sie ermöglichten uns anschließend den Besuch der im Mai 1914 eingeweihten Martin-Luther-Kirche. Diese Kirche hat der aus Herborn stammende Architekt Ludwig Hofmann entworfen, dem eine Vielzahl von heute unter Denkmalschutz stehenden Kirchen und Gebäuden zu verdanken ist.

Bei leider recht trübem Wetter erfolgte danach der Aufstieg zur Burgruine auf einem Waldweg. Oben angekommen galt das Interesse zunächst dem mächtigen Tumfundament der Burg Nürings, die dort von den edelfreien Herren von Nürings im 11 Jh. erbaut worden sein soll.

Bergfried von Neu-Falkenstein

Unmittelbar daneben errichteten ab 1350 die Herren von Bolanden-Falkenstein die Burg Neu-Falkenstein. Diese wechselte ab Ende des 14. Jhs. in rascher Erbfolge ihre Besitzer. Um 1500 wurde die Ringmauer verstärkt und der Bergfried in Butterfassform ergänzt. Zu Anfang des 17. Jhs. kam die Burg in den Besitz der Herren von Staffel, verlor nach dem 30jährigen Krieg an Bedeutung und verfiel. Erst in der Romantik endete der Raubbau am Material.

In der Gaststätte „Zum Schorsch“ bestand Gelegenheit zum gemeinsamen Mittagessen. Nur wenige Minuten mit dem Bus dauerte die anschließende Fahrt nach Oberursel.

Oberursel, Vortaunus-Museum, Hist. Rathaus und Turm von St. Ursula

Dort besuchten wir in der historischen Fachwerk-Altstadt die mächtige St.-Ursula-Kirche sowie das Vortaunus-Museum mit seiner sehr interessanten Mittelalter-Ausstellung zur Wasserburg Bommersheim. Die von einem über acht Meter breiten Wassergraben umgebene Burg wurde im Frühjahr des Jahres 1382 durch einen Angriff des Rheinischen Städtebundes vollständig zerstört. Unter den vielen Gegenständen, die im Graben versenkt wurden, befand sich Keramik aus dem Bereich Siegburg und Thalheim (bei Limburg) sowie Nuppen-Gläser aus dem Spessart bzw. Lohr am Main. Die ab 1988 bei mehreren archäologischen Ausgrabungen geborgenen Fundstücke geben einen guten Eindruck vom Leben in der Burg. 

Kronberg, Blick von der Burg über die Stadt

Nach dem Besuch in Oberursel besichtigten wir die Burg Kronberg. Die auf einem Bergsporn über dem gleichnamigen Städtchen gelegene Burg gliedert sich in eine dreiteilige, aus Ober-, Mittel- und Unterburg bestehende Anlage mit einem alle drei Teile umfassenden Zwinger mit zwei Rondellen. 1892 erwarb Kaiser Wilhelm II. die Burganlage und überließ sie seiner Mutter Victoria (Kaiserin Friedrich), die sie bis zu ihrem Tod (1901) restaurieren ließ. Seit 1994 kümmert sich eine Stiftung um die Anlage.  Da an diesem Wochenende auf der Burg Kronberg das „Herbstfrüchtefest“ mit zahlreichen Ständen und Aktionen stattfand, mussten wir den Umfang der Führung auf die vorhandenen Möglichkeiten abstimmen. Dafür gab es Kaffee und - bis zum Ausverkauf - noch Kuchen, selbstgemachte Marmeladen, aber auch Wein oder Hochprozentiges. Auch die Sonne lugte erstmals für den Tag durch den beständigen Hochnebel.

Kronberg, ev. Stadtkirche St. Johann

In der evang. Stadtpfarrkirche St. Johann befinden sich zahlreiche repäsentative Grabdenkmäler der Herren von Cronberg und von Reifenberg. Dr. Friedhoff erläuterte die Baugeschichte und auch die in preußischer Zeit vorgenommenen Veränderungen. Samstags findet um 18 Uhr eine Orgelmusik statt, zu der uns Pfarrer Hackel herzlich eingeladen hatte. Aus Anlass des 125. Todestages von César Franck spielte Kantor Bernhard Zosel das „Große symphonische Stück“ op. 17. Glockengeläut und der Mond begleiteten uns auf dem Fußweg zur Einstiegshaltestelle.

Fast zeitgleich trafen wir und Fahrer Soeren Rac von der Firma Römer-Reisen mit dem Bus dort wieder zusammen. Aufgrund der zahlreichen Baustellen auf der A3 wählten wir auch für die Rückfahrt bis Limburg den direkten Weg über die Bundesstraße 8. Auch die Teilnehmer aus Koblenz kehrten mit vielen neuen Eindrücken gegen 20.15 Uhr in die Rhein-Mosel-Stadt zurück.

Termin: Samstag, 24. Oktober 2015
Abfahrt:
8.00 Uhr, Koblenz, Reisebusbahnhof
8.40 Uhr, Limburg, Frankfurter Str.
Rückkunft: gegen 20.00 Uhr
Preis: Mitglieder, RVDL, NGuA: 32,00 €, Gäste: 34,00 €
Leistungen: Busfahrt, ganztägige Führung, Eintrittsgeld
Leitung: Dr. Jens Friedhoff, Hans-Peter Günther

Bericht und Fotos: Hans-Peter Günther

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