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„Der frühe Dürer“ und Weltkulturerbe Bamberg

3-tägige Kultur- und Studienreise
vom 15. bis 17. Juni 2012

- Den kompletten achtseitigen Bericht mit zahlreichen Fotos können Sie als pdf öffnen und speichern. (siehe Hinweis am Ende des Berichtes) -

Nürnberg – Bamberg – Würzburg waren die drei Ziele unserer Kurzreise.
In Nürnberg hatten wir eine Führung durch das Dürer-Haus, die Altstadt und die größte Dürer-Ausstellung, die es in den den letzten 40 Jahren in der Bundesrepublik gab.

Die alte Kaiser- und Bischofsstadt Bamberg gilt als eine der schönsten Städte Deutschlands. Mittelalterliche Fassaden und romantisches Flair – Bamberg ist mit seinem erhaltenen Altstadtensemble ein Gesamtkunstwerk und gehört seit 1993 zum Unesco-Weltkulturerbe. Im Jahre 2012 bietet die Domstadt zwei weitere gute Gründe, um zu verweilen: das 1000-jährige Domjubiläum mit zahlreichen Veranstaltungen und die Landesgartenschau.

Einen weiteren Höhepunkt bot am letzten Tag in Würzburg eine Führung unter dem Motto „Altstadt und Unesco-Weltkulturerbe Residenz“, bevor wir mit vielen neuen Eindrücken nach Koblenz zurückkehrten.

1. Tag, Anreise über Nürnberg zum Besuch der Ausstellung „Der frühe Dürer“
Die 25 Reiseteilnehmer des Koblenzer Bildungsvereins reisten am Vormittag zunächst nach Nürnberg.

Nürnberg war einstmals Kaiserpfalz, mächtige Reichsstadt und internationales Wirtschaftszentrum. Die wohlhabende Stadt bot die ideale Grundlage für ein reges Kunst-, Kultur- und Geistesleben. Noch heute zeugen zahlreiche Bauten, Denkmäler und Kunstwerke von der einstigen Bedeutung. Nach dem Mittagessen erwarteten wir unsere Reiseführerin am Albrecht Dürer Haus. Hier begann unsere Führung, gefolgt von einem Spaziergang durch die Altstadt. Den Schluss und die Krönung der rund dreistündigen Führung bildete der Besuch der Ausstellung „Der frühe Dürer“ im Germanischen Nationalmuseum.

Die Dauerausstellung im Albrecht Dürer-Haus zeigt den Künstler Albrecht Dürer in all seinen Facetten: Leben, Wohnen, Arbeit und Werk. In seiner Gesamtheit ist das Dürerhaus ein einzigartiger Museums- und Gedenkort für einen der herausragendsten bildenden Künstler der frühneuzeitlichen Kunstgeschichte. Das erste Obergeschoss mit der historischen Küche und den historisch gestalteten Wohnräumen gewährt dem Besucher einen Einblick in das Alltagsleben des gehobenen Bürgertums zu Beginn des 16. Jahrhunderts. Eine besondere Attraktion ist die Maler- und Druckwerkstatt mit graphischem Atelier, in dem künstlerische Techniken demonstriert werden. Im Raum daneben können die Besucher mehrmals täglich Druckvorführungen auf der Hochdruckpresse beobachten und sogar aktiv daran teilnehmen. Nach dem Albrecht-Dürer-Haus wurden uns auf dem Spaziergang zum Germanischen Nationalmuseum durch Teile der Altstadt bekannte und unbekannte Spuren des wohl berühmtesten Nürnbergers in seiner Heimatstadt wieder erlebbar gemacht. Albrecht Dürer lässt sich noch heute überall in dieser Stadt erspüren, er war ein Star seiner Epoche, ein erfolgreicher Selbstvermarkter, ein Perfektionist.

Zum ersten Mal überhaupt widmet sich eine große Ausstellung dem frühen Werk Dürers und den Lebensumständen des jungen Malers, die sein einzigartiges Werk erst möglich machten. Erstmals wird seine künstlerische Entwicklung in den Kontext der Zeit gestellt, um Dürer aus der Isolation der Genie-Ästhetik zu befreien. Es ist die größte Dürer-Ausstellung in Deutschland seit 40 Jahren. Nach dem Besuch der Ausstellung fuhren wir gegen 18:30 Uhr weiter nach Bamberg um unser Hotel, das „Best Western Bamberg“, zu beziehen.

2. Tag, Bamberg

Nach dem Frühstück erwartete uns die Reiseführerin am Hotel zu einem dreieinhalbstündigen Rundgang zu den Bamberger Sehenswürdigkeiten in einer Kombination von Stadtrundgang und dem Motto „Von Wallfahrern, Heiligen und Frömmigkeit“. Bei diesem ausgedehnten Rundgang erlebten wir, wie einmalig Bamberg ist. Im historischen Stadtensemble mit Dom, Kirchen und Klöstern, mit Brücken, engen Gassen und Plätzen, mit Fachwerkhäusern und Barockfassaden spürt man noch heute den Zauber der Vergangenheit.

Bamberg, Altes Rathaus

Über den Grünen Markt gelangten wir über die Obere Brücke zum Alten Rathaus, das in die Regnitz gebaut wurde. 1387 wurde das Rathaus erstmals erwähnt und in der Zeit zwischen 1461 und 1467 renoviert und eigentlich neu aufgebaut, sodass es die heutige Gestalt annahm. Die Lage des Alten Rathauses markiert die alte Herrschaftsgrenze zwischen bischöflicher Berg und bürgerlicher Inselstadt und zeigt deutlich das Machtstreben des Bamberger Bürgertums. In der Dominikanerstrasse hielten wir vor dem historischen Brauhaus „Schlenkerla“, das berühmt für sein Rauchbier ist. Dessen Geschichte brachte uns die Reiseführerin nahe. Auf dem Weg zum Michaelsberg sahen wir u.a. „Klein Venedig“. Die Klosteranlage St. Michael zu Bamberg zeigt in ihrer barocken Pracht den Wohlstand des früher ansässigen Benediktinerordens. Leider wurde uns der Eintritt in die Kirche wegen eines vermehrten Aufkommens von Trauungen an diesem Samstag verwehrt. Weiter ging es dann zur Jakobskirche und danach zum Endziel des Rundganges, dem Domberg. Der Domberg ist der berühmteste der sieben Hügel Bambergs und auch der am längsten bewohnte Teil der Stadt, denn bereits vor 3000 Jahren befand sich auf dem Berg eine Siedlung der Bronzezeit. Wir sahen uns den Bamberger Dom von außen an während uns die Reiseführerin architektonische Gegebenheiten des Doms erklärte - eine geführte Dombesichtigung ist wegen den offiziellen Veranstaltungen anlässlich des 1000-jährigen Domjubiläums nicht möglich. Weiter sahen wir uns die Alte Hofhaltung, die Neue Residenz und den Rosengarten an. Von letzterem hat man noch einen schönen Ausblick auf die Michaelskirche. Nach dem Mittagessen erlebten wir eine Führung durch das Diözesanmuseum. In dem ehemaligen Kapitelhaus von Balthasar Neumann zeigt das Diözesanmuseum die sakrale Pracht vergangener Jahrhunderte. Kaiser Heinrich II. und seine Gemahlin Kunigunde statteten das von ihnen gegründete Bistum mit wertvollen liturgischen Geräten, Reliquien, Paramenten und Büchern aus. Im Laufe der Jahrhunderte wurde dieser Domschatz durch Stiftungen erweitert, mehrfach aber auch dezimiert. Auch durch die Säkularisation gingen viele Kunstwerke verloren. Dennoch beherbergt das Diözesanmuseum seit 1966 viele wertvolle Gegenstände der Bamberger Kirchengeschichte. Die Hauptattraktion bildet eine weltweit herausragende Sammlung mittelalterlicher Textilien, darunter die sogenannten Kaisermäntel von Heinrich II. und Kunigunde, das Gunther-Tuch und das Papstornat von Clemens II. Weitere Exponate sind liturgische Geräte, beispielsweise Osterleuchter (12. Jahrhundert), Tragaltärchen (12. Jh.), Kelche, Monstranzen, Kreuze und eine silberne Prozessionsmadonna (18. Jh). Auch Teile des Veit-Stoß-Altares, Figuren der gotischen Zeit und die barocken Ostensorien für die Häupter von Heinrich und Kunigunde sind im Museum ausgestellt. Im Erdgeschoss findet man Reste der barocken Domausstattung sowie Zeugnisse der Volksfrömmigkeit, von Rosenkränzen und Votivbildern bis hin zu Prozessionsstangen. Nach dem Museumsbesuch konnte der Dom individuell besichtigt werden. Gruppenführungen waren, wie schon erwähnt, an diesem Samstag nicht erlaubt.

Bamberger ReiterDer erste Bamberger Dom wurde von Heinrich II. erbaut und an seinem 39. Geburtstag, dem 6. Mai 1012 eingeweiht. Am 3. April 1081, einem Karsamstag, brannte er völlig aus. Eine Wiederherstellung nahm Bischof Otto I., der Heilige, wahrend seiner Bischofszeit 1102–1139 vor. Aber schon 1185 kam es zu einer weiteren Brandkatastrophe. Unter Bischof Ekbert von Andechs-Meranien (1203–1237) wurde um 1215/20 mit dem Bau eines neuen, größeren Doms begonnen. Am 6. Mai 1237 fand die Weihe des jetzigen Domes statt. Im 17. Jahrhundert wurde der Dom in seinem Inneren barockisiert. 1828-1837 entfernte man die barocke Ausstattung, an ihre Stelle trat eine neuromanische Einrichtung. Sie ist im Wesentlichen bis heute im Inneren des Domes sichtbar. Bei der letzten Domerneuerung 1969–1974 wurde die Kathedrale den Erfordernissen der Liturgiereform des II. Vatikanischen Konzils angepasst und der Hauptaltar vom Ostchor auf den westlichen Hauptchor verlegt.

Der Bamberger Reiter ist das bekannteste und bedeutsamste Kunstwerk des Bamberger Domes. Er wurde um 1235 von einem unbekannten Meister geschaffen. Unklar ist, wen diese Reiterfigur darstellen soll. Die Meinungen gehen von Stephan von Ungarn (ein Schwager Heinrichs II.), Konrad III., Konstantin d. Gr. oder einem der Heiligen Drei Könige bis zur Symbolfigur des mittelalterlichen Ritters weit auseinander. Unstreitig aber ist die Aussagekraft dieser hochrangigen Reiterfigur. Die edle Gestalt des Pferdes und die königliche Haltung des Reiters, der unbewaffnet, in vornehmer Gewandung und erhobenen Hauptes mit verhaltenem Zügel in das Heiligtum eingeritten ist, anhält und mit weitem Blick den Hochaltar des Westchors zu suchen scheint, führt uns heute noch die Würde des Menschen vor Augen.

3. Tag, Rückreise über Würzburg

Auf der Rückfahrt nach Koblenz legten wir einen Zwischenaufenthalt in Würzburg ein. Dort angekommen, erwarten wir unsere Reiseführerin auf dem Residenzplatz am Franconiabrunnen. Die Führung unter dem Motto „Altstadt und UNESCO – Weltkulturerbe Residenz“ begannen wir in der Residenz.

Die ehemalige Residenz der Würzburger Fürstbischöfe, 1720–1744 im Rohbau entstanden und bis 1780 fertig ausgestattet, gehört zu den bedeutendsten Schlossanlagen des Barock in Europa. Der erste Bauherr, Fürstbischof Johann Philipp Franz von Schönborn, übertrug die Planung dem damals noch jungen und unbekannten Architekten Balthasar Neumann (1687–1753).

In genialer Weise vereinigt der Bau in sich die verschiedenen Strömungen nicht nur des deutschen Barock, sondern auch der französischen Klassik und des Wiener Reichsstils. Entstanden ist dabei ein Gesamtkunstwerk von besonderer Prägung und Eigenart. Architektonischer Höhepunkt der Residenz ist das Treppenhaus, eine der großartigsten Raumschöpfungen überhaupt, die im Profanbau je gelangen. Im Gegensatz zu den Wendeltreppen mittelalterlicher Schlösser und den schon aufwändigeren, aber räumlich immer noch beschränkten Stiegenanlagen der Renaissancepaläste wurde das Treppenhaus im Barock mehr und mehr als prunkvoller Empfangsraum gestaltet. Der eigens aus Venedig berufene Giovanni Battista Tiepolo schmückte das Gewölbe 1752/53 mit dem größten Deckenfresko, das je gemalt wurde. Mit höchster malerischer Delikatesse stellte er die exotischen Zauberwelten der durch fürstliche Frauengestalten personifizierten Erdteile Amerika, Asien und Afrika dar. Den Höhepunkt der Komposition bildet die Allegorie der Europa mit dem Würzburger Hof als Hort der Künste. Das rund 600 Quadratmeter messende Gemälde schließt sich mit dem antiken Götterhimmel im Zentrum zu einem Ganzen zusammen.Weitere Höhepunkte bei der Führung durch die Residenz sind der Kaisersaal und das Spiegelkabinett.

Nach der Residenz setzten wir unsere Führung durch die Altstadt fort. In den letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs griffen alliierte Flugzeuge die Stadt an. Bei dem 17 Minuten dauernden Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 durch die Royal Air Force wurde die Innenstadt zu 90 Prozent zerstört. Wir sahen uns den Dom St. Kilian an, der zur Zeit renoviert wird. Der Dom ist ein Hauptwerk der deutschen Baukunst und die viertgrößte romanische Kirche Deutschlands. Baubeginn um 1040; Aus- Um- und Anbauten bis ins 18. Jahrhundert, so dass sich im Dom die Baustile der Romanik, Gotik, Renaissance und des Barock finden. 1945 zerstört, wurde er bis 1967 wieder aufgebaut. Die bemerkenswert große Zahl von Grabdenkmälern im Inneren umfasst die Zeit vom 12. bis 20. Jahrhundert. Künstlerischer Höhepunkt ist das von Tilman Riemenschneider geschaffene Grabmal für Fürstbischof von Scherenberg. Angebaut an den Chorraum des Domes ist die Schönbornkapelle, Grablege der Fürstbischöfe aus der Familie der Schönborns und eine der bedeutendsten Schöpfungen Balthasar Neumanns.

Danach folgte das Neumünster, das über der Grabstätte der Frankenapostel Kilian, Kolonat und Totnan im 11. Jahrhundert als romanische Basilika erbaut wurde und die während des Barock um eine mächtige Kuppel und eine aufwändige Fassade von Joseph Greising und Johann Dientzenhofer erweitert wurde. Hinter dem Neumünster besuchten wir das Lusamgärtlein wo sich die Reste eines alten Kreuzgangs aus der Stauferzeit mit dem Gedenkstein für den bedeutenden Minnesänger Walther von der Vogelweide befindet. Danach ging es weiter am Rathaus vorbei zur „Alten Mainbrücke“. Die "Alte Mainbrücke" wurde 1473–1543 an Stelle der zerstörten romanischen Brücke errichtet und um 1730 durch die charakteristischen barocken Heiligenfiguren bereichert. Von hier aus genießt man einen herrlichen Rundblick auf die Festung Marienberg, die Wallfahrtskirche Käppele und die berühmten Weinlagen.

Den Abschluss des Rundganges bildete der Marktplatz und die Marienkapelle. Die Marienkapelle ein gotischer Kirchenbau auf dem Unteren Markt, der von den Bürgern der Stadt auf den Überresten einer jüdischen Synagoge errichtet wurde. Baubeginn war 1377, die Bauzeit betrug etwa 100 Jahre. Das Gebäude brannte bei der Bombardierung Würzburgs vollständig aus und ist im Innenraum heute modern gestaltet.

Nachdem das Programm in Würzburg beendet wurde, fuhren wir weiter nach Bessenbach- Waldmichelbach um im „Landgasthaus Waldmichelbacher Hof “ bei Wein oder Bier und deftiger Frankenkost unsere Reise ausklingen zu lassen.

Text: Wolfgang Brücker, Fotos: Fremdenverkehrsamt Bamberg

Hinweis: Den kompletten Reisebericht mit allen Fotos auf insgeamt acht Seiten können Sie als pdf-Dokument (1,79 MB) öffnen und auf ihrem Computer speichern oder ausdrucken.


Termin: Freitag, 15. Juni 2012
Abfahrt: 7.00 Uhr, Koblenz, Reisebusbahnhof
Rückkunft: Sonntag, 17. Juni 2012, gegen 19.30 Uhr
Reisepreis:
Mitglieder: 264,00 € p.P. im DZ Gäste: 279,00 € p.P. im DZ EZ-Zuschlag: 40,00 €

Leistungen:

  • Fahrt in modernem 4-Sterne Fernreisebus
  • 2 Übernachtungen mit Frühstück im 3-Sterne Hotel Superior Best Western in Bamberg
  • Eintritte, Führungen und Besichtigungen laut Programm
  • Reiseleitung durch Koblenzer Bildungsverein

Reiseleitung: Wolfgang Brücker

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