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Umbrien - Das grüne Herz Italiens

10-tägige Kultur- und Studienreise
vom 15. bis 24. September 2012

Nach unseren Entdeckerreisen 2011 in die Marken und in die Toskana haben wir nunmehr mit dieser Reise nach Umbrien die Lücke zwischen den beiden Regionen geschlossen. Umbrien ist eine der wenigen Regionen, die nicht am Meer liegen. Sie liegt im Zentrum der Appenninhalbinsel und ist vom Massentourismus bisher weitgehend verschont. Hohe Berge, bukolische Täler und sanfte Hügel, auf denen mittelalterliche Städte wie Perugia, Spoleto, Gubbio, Todi und Assisi thronen. Sie sind Zeugnisse einer 3000-jährigen Geschichte. Umbrer, Etrusker und Römer schufen hier ihre Siedlungen. Umbrien ist aber auch das Land religiöser Bewegungen; es ist die Heimat des Heiligen Franz von Assisi.

Bei unserer Studienreise lernten wir unter sachkundiger Führung unseres Reiseleiters Carlo Trenta intensiv die kulturellen und landschaftlichen Schönheiten aber auch die kulinarischen Spezialitäten dieser Region kennen.

1. Tag, Samstag: Anreise, Zwischenübernachtung in Reggio del Emilia
Wir fuhren wie immer pünktlich in Koblenz ab, allerdings bei regnerischem Wetter. Hinter dem Gotthard-Tunnel begrüßte uns die Sonne Italiens, die uns bis zum Schluss begleitete. Während der Fahrt vermittelten unsere eigenen Reiseleiter Wolfgang Brücker und Romy Zahren, mittels einer umfangreichen Informationsmappe und einer DVD über Umbrien, die ersten Eindrücke von unserem Reiseziel.

Die erste Zwischenübernachtung fand in Reggio del Emilia in der Emilia Romagna statt. Leider blieb zu wenig Zeit, um diese schöne Stadt zu besichtigen.

2. Tag, Sonntag: Cortona, Bettona
In Ergänzung zum ausgedruckten Programm hatte die Reiseleitung für den Sonntag noch eine besondere Überraschung für uns.

Wir besuchten die Stadt Cortona, die noch in der Toskana an der Grenze zu Umbrien liegt. Sie zählt zu den schönsten Bergorten der Toskana. Die Stadt wurde von den Etruskern gegründet und ist eine der ältesten Städte Italiens. Besonders sehrenswert die Kirche San Francesco, die erste Kirche der Franziskaner außerhalb von Assisi. Berühmtester Sohn der Stadt ist der Maler Luca Signorelli; einige seiner Gemälde befinden sich in der Kathedrale. Bei einem Rundgang waren wir beeindruckt von dem Stadtbild, das von Häusern aus der Zeit des Mittelalters z.B. in der Via Jannelli mit den Reihenhäusern aus roten Ziegeln und sichtbaren Holzbalken und der Renaissance, sowie seiner etruskischen Stadtmauer aus dem 4. Jh. v. Chr geprägt wird. Sehenswert die Piazza della Repubblica mit dem Rathaus und dem Palast des Volkstribuns. Ebenso auch der Palazzo del Comune mit dem beeindruckenden Glockenturm und der großen Treppe aus dem 16. Jh. Leider war das Museum der etruskischen Akademie geschlossen, weil auf diesem Platze an diesem Tage die nationalen Meisterschaften im Armbrustschießen ausgetragen wurden. Wir hatten aber das Glück, das Abschlußschießen mit der Siegerehrung zu erleben, das mit einem Einmarsch der teilnehmenden Mannschaften in festlicher traditioneller Bekleidung eingeleitet wurde. Die Verfasser dieses Berichtes konnten sich auch von der hervorragenden Küche bei einem Mittagessen in der Osteria del Teatro überzeugen. Wahrlich ein guter Tipp.

Mit diesen ersten guten Eindrücken fuhren wir gegen Spätnachmittag weiter zu unserem Ausgangsziel für die nächsten Tage; Bettona mit dem 4-Sterne Hotel Relais La Corte di Bettona im Zentrum der kleinen mittelalterlichen Ortschaft Bettona, die wegen des traumhaften Panoramablickes auf die umliegende Hügellandschaft bis nach Perugia (circa 15 km) und Assisi (circa 12 km) auch der Balkon Umbriens genannt wird. Das Hotel, dessen Wurzeln auf das 14. Jh. zurückgehen, liegt innerhalb des Stadtkerns neben dem Hauptplatz. Das restaurierte Innere vereinigt Modernität mit dem ursprünglichen Charakter des Gebäudes. Um zum Hotel zu gelangen musste das Gepäck von unserem Bus in einen Minibus umgeladen werden. Bei einem guten Abendessen und einer guten Flasche Wein im Restaurant im Gewölbekeller ließen wir den ereignisreichen Tag ausklingen.

3. Tag, Montag: Perugia, Lago Trasimeno
Am Morgen trafen wir unseren Reiseleiter für die nächsten Tage, Carlo Trenta. Er führte uns zunächst nach Perugia.

Perugia: Porta Marzia

Die Stadt als ganzes ist ein Erlebnis mit ihren mittelalterlichen Toren, Palästen, Kirchen und Bogengängen. Vom Parkplatz Piazza Partigiani fuhren wir mit der Rolltreppe (die Innenstadt von Perugia ist frei vom Autoverkehr) und bummelten am Fuße der alten Mauern aus der Etruskerzeit und aus der Zeit der berüchtigten Festung Rocca Paolina entlang in eine besondere Sehenswürdigkeit, den freigelegten unterirdischen Stadtteil. Papst  Paul der II. ließ 1540 die mächtige Festung erbauen auf einem alten Stadtteil. Dieser unterirdische Stadtteil ist erhalten und kann heute besichtigt werden. Unversehrte mittelalterliche Straßen und Häuser, konserviert durch die ehemalige Papstfestung. Mit der Rolltreppe gelangt man dann weiter zur Piazza Italia und zum Giardino Carducci. Von dort hatten wir einen weiten Blick in das Tibertal und auf die Berge mit dem Monte Subasio und dem Monte Cucco. Wir gingen weiter über die Flaniermeile des Corso Vannucci in Richtung Dom zum Palazzo dei Priori, eines der mächtigsten gotischen Rathäuser Italiens. Die Anordnung der gotischen Drillingsfenster des Obergeschosses, das Gesims und die Zinnenbekrönung geben dem wuchtigen Bau ein geradezu elegant-leichtes Aussehen.

An der dem Dom zugewandten schmalen Seite gelangt man über eine halbrunde Freitreppe, die Scala della Vaccara, in die Sala die Notari. Im obersten Stockwerk befindet sich die »Galleria Nazionale dell’Umbria«, die viele aus der Gruppe an dem freien Tag besuchten.

Im Palast befindet sich auch das berühmte Coleggio del Cambio, das wir besuchten. Die Sala dell’Udienza, in der die Geldwechsler ihre Geschäfte tätigten, zählt zu den schönsten Renaissanceräumen. Das Collegio besitzt Holzintarsien von Antonio da Mercatello, sowie bedeutende Fresken von Perugino. In einem gemalten Rahmen an der rechten Wand verewigte er sich in einem Selbstportrait. In der Capella di S. Giovanni befinden sich Fresken von Giannicola di Paolo, einem Schüler Peruginos.

Perugia: Duomo und Fontana Maggiore

Zum Abschluss unseres ersten Abstechers nach Perugia bewundern wir die herrliche Fontana Maggiore auf dem Domplatz. Was die Fontana Maggiore (erbaut 1277-78) zum berühmtesten aller mittelalterlichen Brunnen macht, ist der dreistöckige Aufbau, die Auswahl der Themen und die Reliefs und Statuen von Nicola und Giovanni Pisano.

Unsere Zeit drängte, da wir bereits auf dem Agriturismus Orsini Flavio in San Donato am Lago Trasimeno erwartet wurden. Bei einem kleinen Fußweg zu unserem Mittagsziel konnten wir die kleinen schwarzen Schweine, die später den köstlichen Schinken liefern, und zahlreiche Esel sehen.

Die gesamte Familie servierte uns ein köstliches Mittagessen mit Spezialitäten aus der Region vom Brot mit Olivenöl über Schinken aus der eigenen Schweinezucht, Dinkel, Linsen, den besonderen Bohnen vom Lago Trasimeno, natürlich begleitet vom eigenen Hauswein. Der Hausherr ist besonders engagiert in der Verbreitung und Vermarktung des Biologischen Anbaus in Umbrien. Nur schwer konnten wir uns von der gastfreundlichen Atmosphäre trennen. Aber das Schiff, das uns von Passignano zur Isola Maggiore im Lago Trasimeno bringen sollte, wartete auf uns.

An der Anlegestelle zur Insel liegt das einzige Dorf, eine Reihe einfacher Steinhäuser. Vor den Häusern sitzen Frauen und fertigen Klöppelarbeiten. Wir wanderten zum Ostufer, wo eine Bronzestatue aus dem Jahr 1982 an Franz von Assisi erinnert, der die Insel im Jahre 1211 besuchte, um hier 40 Tage lang in der Einsamkeit zu fasten. Auf dem Rückweg besichtigten wir die auf einem Hügel liegende Kirche San Michele Arcangelo aus dem 12. Jh. mit doppeltem Glockenturm und gut erhaltenen Fresken. Während unserer Rückfahrt erlebten wir eine Überraschung. Eine unserer Mitreisenden hatte die Abfahrtszeit des Schiffes verpasst. Unser Reiseleiter Carlo Trenta war so nett und holte sie und unseren Reiseleiter, der am Ufer verblieben war, circa 2 Stunden später von einem späteren Schiff mit seinem Pkw ab.

4. Tag, Dienstag: Bergstädte Umbriens: Spello, Bevagna, Montefalco
An diesem Tag erwartete uns Carlo vor den Toren der Stadt Spello. Das Städtchen aus dem hellen Stein des Monte Subasio gebaut, ist umbrischen Ursprungs. In den letzten Jahren ist Spello zu einer der Perlen der umbrischen Städte geworden.

Spello: Blick in eine Gasse

Unser Rundgang durch die malerische Altstadt begann an der Porta Consolare aus römischer Zeit. Sie zeigt im oberen Bereich drei Statuen. Wir bummelten langsam durch die Hauptgasse zur Piazza Matteotti Auf dem Wege rechts liegt die kunsthistorisch bedeutendste Sehenswürdigkeit von Spello, die berühmte Baglioni-Kapelle in der Kirche Santa Maria Maggiore. Die Kapelle ist komplett mit Fresken von Pinturicchio, einem Zeitgenossen und zeitweiligen Mitarbeiter Peruginos ausgeschmückt.

Nach einer Cafe-Pause stiegen wir weiter aufwärts über malerische mittelalterliche Treppengassen. Am oberen Ende des steilen Pflasterweges an der Piazza die Cappuccini steht die kleine Porta dell’Arce. Von hier aus hatten wir einen einzigartigen Ausblick auf die Spoleto-Ebene, auf den Berg Monte Subasio und bis nach Assisi. An diesem Punkt lüftete Carlo auch ein Rätsel für uns. Unterwegs hatten wir in den Häusereingängen und in den unten gelegenen Kellerfenstern mit Wasser gefüllte Flaschen stehen sehen. Mit diesen Flaschen wird verhindert, dass Hunde und Katzen in die Eingänge urinieren.

Spello, Porta di Venere

Auf dem Rückweg nach unten sahen wir die Porta Venere aus römischer Zeit, flankiert von zwei mächtigen zwölfeckigen Türmen. Wir besichtigten noch die Franziskanerkirche S. Andrea aus dem 13. Jh., die Fresken aus der Schule Folignos aus dem 15. Jh., ein Freskenfragment aus dem 13. Jh., ein Kreuz aus der Zeit Giottos und ein Tafelbild von Pinturicchio enthält. Wir verließen die Stadt an der Porta Urbica aus augusteischer Zeit voller begeisternder Eindrücke.

Auf dem Wege nach Montefalco besichtigten wir die Ölmühle Antico Frantoio Nunzi bei Bevagna und lernten die Produktion kennen. Anschließend servierten uns der Hausherr und seine Tochter umbrische Spezialitäten, die von der Hausherrin selbst gekocht worden sind. Dazu gab es köstlichen Wein aus der Gegend. Für unser Picknick kauften wir hier das Olivenöl. Es fiel uns schwer aufzustehen und weiter nach Montefalco zu fahren.

Montefalco

Wegen seiner Fresken gilt das Städtchen als das Kleinod der umbrisch-toskanischen Malereikunst. Im belebten Mittelpunkt des fast vollständig mauerumwehrten Städtchens, das wir durch die Porta Sant Agostino betraten, liegt die kreisrunde Piazza del Comune mit dem Palazzo Comunale aus dem 13. Jh. Die Hauptattraktion von Montefalco ist die zum Museum erklärte Kirche San Francesco. Der Freskenzyklus in der Apsis, Stationen aus dem Leben des Heiligen Franzikus von Benozzo Gozzoli, ist das Prunkstück der Kirche. Den Höhepunkt des Abends bildete ein Besuch mit Abendessen in der Cantine Le Climate in Montefalco. Der Juniorchef Giovanni Bartolini persönlich führte uns durch das Weingut (die Weinberge umfassen 170 ha) und durch die Weinprobe, begleitet von einem vorzüglichen Abendessen.

5. Tag, Mittwoch: Zur freien Verfügung
Der Mittwoch stand zur freien Verfügung. Die meisten Teilnehmer nutzten die Gelegenheit um Perugia näher kennen zu lernen. Ein Teil blieb in Bettona und besichtigte die Sehenswürdigkeiten, die etruskische Mauer mit ihren Stadttoren, die Kirche St. Andrea, die Kirche des Heiligen Crispoltos und das kleine Museum. Gemeinsam traf man sich am Nachmittag im berühmten Weingut Lungarotti, um einige Weinschätze für zu Hause einzukaufen.

Zum Teil 2 des Reiseberichts

 

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