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Bad Nauheim - Jugendstil und Gartenschau

Von Sole und Salz, Bädern und Blumen
Samstag, 28. August 2010

Einen informativen Tag erlebten 25 Mitglieder und Gäste bei der Exkursion nach Bad Nauheim. Nach einer Fahrt durch den Taunus besuchten wir zunächst den Ort Schwalheim bei Bad Nauheim. Vom Flüsschen Wetter wird dort eines der größten Wasserräder Europas angetrieben. Über ein Holzgestänge wurde ab Mitte des 18. Jhs. eine knapp 900 Meter entfernt stehende Pumpe betrieben, die solehaltiges Wasser auf die Gradierbauten pumpte. Heute hat die Anlage nur noch eine technikgeschichtliche Bedeutung, denn das Gestänge endet nach rund 170 Metern.

Schwalheimer Wasserrad mit dem Kunstgestänge

1733 war Nauheim an die Landgrafen von Hessen-Kassel gefallen. Diese ließen Nauheim unter der Leitung von General-Salinendirektor Jakob Sigismund Waitz von Eschen zu einer der größten Salinen Deutschlands ausbauen.

Lange Schlangen vor den beiden Kassen der Landesgartenschau am Goldsteinpark machten dann eine kurzfristige Umplanung des Tagesablaufs notwendig. Daher gingen wir zunächst zu Fuß vom Bahnhof zum Sprudelhof und zum Kurpark. Der bereits Mitte des 19. Jahrhunderts von Heinrich Siesmayer, dem Schöpfer des Frankfurter Palmengartens, geplante Park, war ebenfalls Teil des Gartenschau-Geländes.

Nach der individuellen Mittagsrast nutzte ein Teil der Gruppe die Gelegenheit zum Rundgang durch das ehemalige Kurhaus mit dem nach einem Brand wieder in alter Form aufgebauten Jugendstil-Theater.

Führung im Badehaus 4

Anschließend konnten wir im Badehaus 4 einen Eindruck vom ursprünglichen Ablauf des Badebetriebes erhalten. Der junge Architekt Wilhelm Jost (18741944) hatte die Anlagen des Sprudelhofs mit seinen verschiedenen Badehäusern geplant. Es schloss sich ein Rundgang zum Kerckhoff-Institut, dem historischen Inhalatorium und Gradierwerk 1 an.

Kurbrunnenhalle v 1911

Vor der Trinkkuranlage bot uns eine in Bad Nauheim lebende Gartenarchitektin an, etwas zur Baugeschichte dieser Anlage zu erzählen. Die sehr informativen Erläuterungen beleuchteten nicht nur geschichtliche, sondern auch aktuelle Entwicklungen in der Kurstadt.

Zum Abschluss des Tages erfolgte dann der Besuch des zur Gartenschau revitalisierten Goldsteinparks ein Bereich, der über Jahrzehnte weitgehend unbeachtet am Rande der Stadt lag.

Bad Nauheim Blumen im Salinengebäude

Im Eingangsbereich des Parks stehen die ehemaligen Siedehäuser der Saline. Hier fanden wechselnde Blumenausstellungen statt. Das Bruchsteinmauerwerk und die massiven Holzkonstruktionen des Bauwerks bildeten einen eindrucksvollen Rahmen für die unterschiedlichsten Blumenarrangements.

Falknerbund Uhu

Ein besonderer Höhepunkt waren die, an diesem Tag vom Bund der Falkner präsentierten Greifvögel, zu denen auch dieser mächtige Uhu gehörte. Vom Goldsteinturm hatte man nochmals einen schönen Überblick über Bad Nauheim, danach erfolgte die Rückfahrt nach Limburg und Koblenz.

Termin: Samstag, 28. August 2010
Abfahrt: 8.00 Uhr, Koblenz, Reisebusbahnhof (Spardabank)
Rückkunft: gegen 19.00 Uhr
Preis: Mitglieder 29,00 €, Gäste 31,00 €
Leistungen: Busfahrt, Führung Badehäuser, Eintritt Gartenschau, Info-Material


Ergänzende Informationen:

Entscheidend für die Entwicklung der Stadt im 19. Jahrhundert zu einem Kurbad von zeitweise internationaler Bedeutung war der Umstand, dass das seit 1806 kurhessische Nauheim im Jahre 1866 nach dem preußisch-österreichischen Krieg im Zuge eines Gebietsausgleichs an das Großherzogtum Hessen-Darmstadt fiel.

Bad Nauheim - Jugendstilfenster

Großherzog Ernst Ludwig zu Hessen und bei Rhein Initiator der Darmstädter Mathildenhöhe war nicht nur fortschrittlich und kunstsinnig, sondern er dachte auch wirtschaftlich. Sein Motto: „Mein Hessenland blühe und gedeihe und in ihm die Kunst.“ sollte Künstler und die heimische Wirtschaft fördern, die Bad Nauheimer Neubauten sollten dies anschaulich machen. Mit den zwischen 1905 und 1911 erbauten Jugendstil-Badeanlagen, entstand eine einmalige und ausgeklügelte Verbindung zwischen Natur und Technik, Tradition und Moderne.

Innenhof von Badehaus 7

Jahrzehnte lang kamen prominente Gäste zur Kur, auch in der Weimarer Zeit behielt Bad Nauheim seinen Ruf als mondänes Luxusbad. Im Krieg bewahrte der Status als Lazarettstadt Bad Nauheim vor Zerstörungen. Während die Kuranwendungen heute nur noch einen geringen Anteil haben, ist die Gesundheitsstadt Bad Nauheim vor allem durch mehrere große Krankenhäuser und Spezialkliniken sowie das Herzforschungszentrum des Max-Planck-Instituts bekannt.

Leitung, Bericht und Fotos: Hans-Peter Günther

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