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Ein Tag in Diez

Nassauische Residenzstädte
Samstag, 7. Juni 2008

Turm des Diezer Schlosses

Vierzig Teilnehmer fanden sich am Morgen des 7. Juni am Koblenzer Hauptbahnhof ein, um mit einem Regional-Express entlang der Lahn nach Diez zu fahren. Liebenswürdigerweise hatte Vorstandsmitglied Birgit Baumann die notwendigen Fahrkarten erworben und die Gruppe nach Diez begleitet.

Am Diezer Bahnhof erwartete der Vorsitzende des Diezer Museums- und Geschichtsvereins, Arno Baumann gemeinsam mit unserem Geschäftsführer Hans-Peter Günther, der diesen Tag geplant hatte, die Gäste.

Arno Baumann erläuterte auf dem Weg durch die Neustadt, wie die mit der Verwaltung des Fürstentums Diez betrauten Gemahlinnen oder Witwen der Fürsten von Nassau-Diez-Oranien mit Ideen und Sachverstand eine Neuansiedlung für die kleine Residenzstadt organisierten.

Wandbild von Sophie Hedwig

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In der an Fachwerkhäusern reichen Altstadt und in der evangelischen Stiftskirche erfuhren die Besucher, dass die Grafen von Diez bereits in der Staufer­zeit die Reichs­politik an führender Stelle mittrugen und die ertragreiche "Goldene Grafschaft" bis zur Wetterau hin ausgedehnt hatten.

Unter Graf Gerhardt IV. von Diez (1276-1308) erlebte die Graf­schaft eine Blütezeit. In und um die Burg entstanden Burg­mannensitze und 1329 erhielt Diez Stadtrechte. Während die Grafen und späteren Fürsten von Nassau-Diez-Oranien in den Nieder­landen als Statthalter regierten und residierten. überließen sie die Verwaltung des Fürstentums Diez ihren Gemahlinnen.

Passend zur Atmosphäre der Stiftskirche - und wie vom Verein bestellt - erklang Orgelmusik. Allerdings musste die Organistin etwas in ihrem Spiel gebremst werden, um die Erläuterungen zur Kirchengeschichte, der Ausstattung und dem barocken Marmorsarkophag von Fürstin Amalie von Diez-Nassau verstehen zu können.

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Blühender Tulpenbaum

Beim Besuch der Gartenanlage des Eberhardschen Hauses gab es botanische Informationen zum dort in Blüte stehenden Tulpenbaum. (Ein rund zweihundert Jahre älteres Exemplar dieser aus Nordostamerika stammenden Baumart konnten wir am Nachmittag im Park von Oranienstein sehen.) Herr Baumann machte uns im Garten auch mit einem berühmten Sohn der Stadt bekannt, dem Pomologen Adrian Diel (Link zu seinen Veröffentlichungen), der die unterschiedlichen Sorten von Äpfeln und Birnen erforschte und ihre Namen bestimmt hat.

Denkmal für Fritz von Unruh

An der Seite vom Haus Eberhard ist eine Gedenktafel für den Schriftsteller Fritz von Unruh angebracht. Er wurde 1885 in Koblenz geboren, (im Stadtteil Asterstein erinnert die Fritz-von-Unruh-Straße an ihn), 1948 zum Ehrenbürger von Diez ernannt und starb auf seinem Hofgut Oranienstein im November 1970.

Ein Rundgang vom Altmarkt über die Lahnbrücke und an prächtigen Fachwerkhäusern vorbei führte zum "Robert-Heck- Park", dem Alten Friedhof vor der Stadtmauer. Ein wertvoller Baumbestand und historische Grabanlagen und -denkmäler üben einen besonderern Reiz aus. Pünktlich zur Mittagszeit erreichte die Gruppe das Grafenschloss mit dem aufwendig sanierten Jugendgästehaus. Das noch bis 1927 als Zuchthaus genutzte ehemalige Grafenschloss ist in den letzten Jah­ren umfassend restau­riert (siehe Dokumentation des LBB [pdf, Aktualisierte Version]) und zu einer der modernsten Gästehäuser des DJH in Rheinland-Pfalz umgebaut worden.

Im großen Speisesaal waren bereits Tische eingedeckt und das leckere Essen (Rheinischer Sauerbraten mit Serviettenknödel und Rotkohl, Salat- Buffet und Nachtisch) revidierte lange zurückliegende Erinnerungen an die Jugendherbergen früherer Tage.

Nach dem Essen und einer Kaffeepause im Hof oder Bistro des Schlosses folgte der Besuch des erst 2007 eingeweihten "Museum im Grafenschloss". Die umfangreichen Sammlungen werden nach neuesten museumsgestalterischen Gesichtspunkten gezeigt und bilden jeweils kleine Bühnen. Danach erfolgte der Spaziergang über den Schloßberg und durch den Diezer Hain zum etwas außerhalb gelegenen Schloß Oranienstein - einem der Stamm­sitze des Niederländischen Königs­hau­ses. Auf den Grundmauern des ehe­maligen Benediktinerinnenklosters Dierstein ließ Gräfin Alber­tine Agnes von 1672 bis 1681 das Schloss als Witwensitz errichten, das von ihrer Schwiegertochter Henriette Amalie von Anhalt-Dessau zwischen 1704 und 1709 zum Barock­schloss umgebaut wurde. Die fünfflügelige Anlage ist seit 1963 im Besitz der Bundesrepublik Deutschland und wird aktuell von einem Sanitätskommando der Bundeswehr genutzt.

Schlosskapelle Oranienstein

Für Teilnehmer, denen die Fußwege zwischen den Besichtigungspunkten zu anstrengend waren, bestand eine Mitfahrmöglichkeit mit Privatwagen. Trotz erstem Donnergrollen schmeckten der leckere hausgemachte Kuchen, Eis und Kaffee im schön gelegenen "Café im Hain" sehr gut.

Alle Eile, um einen früheren Regional-Express zu erreichen, brachte nicht viel, da der Zug etwa 20 Minuten Verspätung hatte. Dadurch traf der zweite Teil der Gruppe so rechtzeitig am Bahnhof ein, dass wieder alle zusammen die Rückfahrt nach Koblenz antreten konnten. Erst zur Abfahrt setzte das Gewitter ein ...

Termin: Samstag, 7. Juni 2008
Treffpunkt: 8.40 Uhr, Halle Koblenz Hauptbahnhof,
Abfahrt: 8.56 Uhr, Gleis 105
Rückkunft: gegen 19 Uhr
Preis: Mitglieder und RVDL: 15 Euro, Gäste: 17 Euro
Leistungen: Bahnfahrt, Führungen, Eintrittsgelder

Leitung, Bericht und Fotos: Hans-Peter Günther

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