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Ein Tag in Münstermaifeld

700 Jahre Stiftskirche St. Martin und St. Severus
Freitag, 28. Oktober 2022

Das Maifeld mit seinen fruchtbaren Böden wurde schon früh besiedelt. Archäologische Funde gibt es aus der Steinzeit, aus keltischer und fränkischer Besiedelung. Auf den Fundamenten einer römischen Wachturmanlage entstand um 580 n.Chr. eine erste Kirche als Zentrum der Christianisierung. Bereits 965 erhält Münstermaifeld das Marktrecht. Als wichtige Bastion gegen Kurköln war Münstermaifeld für die Erzbischöfe von Trier interessant, die den um 1100 bedeutenden Marktflecken mit einer Befestigungsmauer versahen. Diese wurde Mitte des 13. Jhs. durch Kurfürst Arnold II. von Isenburg weiter ausgebaut und um 1280 von seinen Nachfolgern vollendet. Ende 1277 erhielt Münstermaifeld die Gerichtshoheit und damit die vollen Rechte einer kurfürstlich-trierischen Stadt.

Münstermaifeld, Westwerk der Stiftskirche

Da in diesem Jahr das 700-jährige Weihejubiläum der ehemaligen Stiftskirche St. Martin und St. Severus mit zwei eigens zusammengetragenen Ausstellungen gefeiert wird, war dies der Anlass für unsere Exkursion.

Expressbus 370 in Polch

Mit einem Doppelstock-Linienbus der Firma Scherer - die als Expressbus-Linie 370 von Koblenz über die A48 fahren - brachte uns eine spanische Busfahrerin sicher nach Polch. Wenige Minuten später hatten wir Anschluss nach Münstermaifeld. Dort erwartete uns bereits Wolfgang Fuhrmann, ehemaliger Rektor am örtlichen Gymnasium.

Münstermaifeld, Diorama der Bauarbeiten

Wir begannen die Führung in einem Gewölbekeller am Modell der Stadt und einem weiteren Diorama, das sehr gut den Bau der Stiftskirche veranschaulicht.

Archäologisches Museum Maifeld

In der alten Propstei am Münsterplatz befindet sich nicht nur das Touristikbüro, sondern im darunterliegenden großen Gewölbekeller auch das sehr gut gestaltete Archäologische Museum Maifeld. In dem - mit einem Aufzug auch barrierefrei erreichbaren - Ausstellungsraum werden aktuell verschiedene Exponate zum Stiftsjubiläum gezeigt. Danach erkundeten wir mit Herrn Fuhrmann den Chor und die Nordseite der Stiftskirche.

Münstermaifeld, Nordseite der Stiftskirche

Die Lage des ehemaligen Kreuzgangs wird durch Hecken verdeutlicht. Bevor es zur wohlverdienten Mittagspause ging, zeigte uns Herr Fuhrmann eine besondere Rarität in der Stiftskirche: Die Eucharistische Taube (Peristerium) - gefertigt im 13. Jh. in Limoges - in der Hostien aufbewahrt wurden. Ihr Wert und ihr Alter war lange Zeit unbekannt - Gold und Email waren unter einer dicken Farbschicht verborgen.

Münstermaifeld, Eucharistische Taube

Unmittelbar gegenüber der Stiftskirche liegt das Restaurant Vulcana, in dem wir einen großen Tisch reserviert hatten und uns mit sehr leckeren Gerichten für den Nachmittag stärken konnten. Nach dem Essen setzten wir die Innenbesichtigung der Stiftskirche St. Martin und St. Severus mit ihrem wertvollen Antwerpener Goldaltar und der eindrucksvollen Christopherus-Darstellung fort. Auch den Immunitätsbezirk mit seinen Gebäuden von der Gotik bis zum Barock lernten wir kennen. Danach besuchten wir die zweite Sonderausstellung, die im Obergeschoß des Heimatmuseums präsentiert wird.

Kirchenfenster von Willy Weyres

Dort werden einige der in den 1930er Jahren von Willy Weyres entworfenen starkfarbigen Glasfenster gezeigt, die in den 1970er Jahren aus der Stiftskirche entfernt und in Kisten auf dem Dachboden des Pfarrhauses aufbewahrt wurden. Aufgrund der Restaurierung und Präsentation in der Ausstellung gibt es Diskussionen zur Zukunft dieser Glasfenster. Eine Rückkehr in die Stiftskirche ist allerdings schwer vorstellbar. Sehr sehenswert waren in der Ausstellung die für das preußische Meßbildarchiv im Jahr 1905 aufgenommenen photogrammetrischen Aufnahmen.

Blick in die ehem. Synagoge

Abschließend begaben wir uns mit Herrn Fuhrmann noch auf die Spuren der jüdischen Geschichte von Münstermaifeld. Mit viel Engagement ist es gelungen, die nur noch aus den Außenmauern bestehende, in der Reichspogromnacht 1938 zerstörte Synagoge zwischen 1998 und 2013 wieder aufzubauen und als Gedenk- und Veranstaltungsort zu nutzen. Leider war der Schlüssel zur Synagoge unterwegs verloren gegangen, wurde aber gefunden und zur großen Erleichterung an Herrn Fuhrmann zurückgegeben. Nach einer gemeinsamen Kaffeepause erfolgte die Rückfahrt mit den pünktlichen Linienbussen nach Koblenz.

Termin:  Freitag, 28. Oktober 2022
Abfahrt:
9.40 Uhr, Koblenz Hbf ZOB, Bussteig L, Linie 370
Rückkunft: gegen 19.00 Uhr
Preis: Mitglieder und Gäste: 12,00 €
Leistungen: An- und Abreise mit Linienbussen, Führungen

Leitung, Bericht und Fotos: Hans-Peter Günther
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