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Sardiniens Süden

Uralte Kulturen und atemberaubende Natur
10-tägige Kultur- und Studienreise
vom 14. bis 23. September 2019

2006 haben wir den Norden der Insel Sardinien erkundet und waren von der Schönheit und den vielen Kulturdenkmälern begeistert. Bei unserer Rückfahrt hatten wir uns vorgenommen, später auch den südlichen Teil der Insel zu erforschen. Nun war es soweit. Bei unserer Reise – wieder mit unserer sachkompetenten örtlichen Reisebegleiterin Ursula Richter – erlebten wir eine vom Massentourismus noch verschonte Insel mit uralten Dörfern, antiken Festungen, mittelalterlichen Burgen und Türmen und steilen Felsküsten.

Pan di Zucchero, Foto: Mboesch, Wikimedia (CC BY-SA 4.0)

Wir besuchten zahlreiche Nuraghen, die geheimnisvollen bienenstockförmigen Steinbauten aus der Bronzezeit, insbesondere die berühmteste, die Nuraghe Su Nuraxi in Barumini. Wie immer bei unseren Reisen erlebten wir auch die kulinarischen Genüsse der Insel in ursprünglicher sardischer Umgebung. Wir wohnten in dem 4-Sterne Hotel Baija di Nora in der Nähe von Pula in einem Küstenabschnitt von Sardinien, der mit seinem kristallklaren Wasser und den atemberaubenden Buchten zu den schönsten auf der Insel Sardinien zählt.

1. Tag, Samstag: Fahrt nach Piacenza
Unsere Hinfahrt führte uns bei herrlichem Wetter durch die Schweiz, wo wir am Luganer See unsere Mittagsrast einlegten. Da der Autobahnring um Mailand nicht gar so voll war, kamen wir gut voran, so dass wir am späten Nachmittag an dem uns bekannten Hotel in Piacenza ankamen und rasch einchecken konnten. So blieben bis zum Abendessen noch zwei Stunden für einen Stadtbummel mit Apero durch die Kunsthandwerkerstadt am Po. Übernachtung und Frühstück im Hotel.

2. Tag, Sonntag: Genua und nächtliche Fährüberfahrt
Da Genua nur rund 150 Kilometer von Piacenza entfernt liegt, konnten wir vor der Weiterreise noch gemütlich unser Frühstück einnehmen. Gegen 11:30 Uhr erreichten wir den alten Hafen von Genua.

Genua: Blick vom Belvedere Montaldo

Dort starteten wir mit einem oben offenen Sightseeingbus zu einer gut einstündigen Rundfahrt, bei der wir einen Überblick über die steile Lage der Stadt und ihre verschiedenen Viertel erhielten.

Genua: Piazza De Ferrari

Anschließend war Zeit für eine ausgiebige Mittagspause und danach für die Besichtigung der prächtigen Paläste (Unesco-Weltkulturerbe) in der Via Garibaldi, wie z.B. der Palazzo Reale e Giardino.
Um 17:30 Uhr fuhren wir dann mit unserem Bus zum Fährhafen. Nachdem unser Reiseleiter Jürgen Zahren die Papiere vorwies gab es einen großen Disput und die Hafenpolizei ließ uns nicht an Bord. Auf der Kabinen- und Namensliste fehlte nämlich eine offizielle Beglaubigung (=Stempel). Dank der guten Italienischkenntnisse von Romy Zahren, die alles erklären konnte, wurden beide weitergeschickt zur Bigletteria im Hafengebäude. Nach einer gefühlten Ewigkeit im Bus, der an der Seite der Fähre halten musste, kamen beide erschöpft, aber auch erleichtert zurück. Der Comandante hatte sich als sehr schwierig erwiesen. Aber die blonde Frau Zahren konnte ihn doch mit ihrem Charme überzeugen, dass alles seine Richtigkeit hatte. Also drückte er einen Stempel auf die Kabinenliste und die Welt war wieder in Ordnung. Danach durften wir endlich samt Bus auf die Fähre Moby Otta.

Fährschiff Moby Otta in Genua

Die Verteilung der Kabinenkarten war noch einmal ein Stresspunkt in der übervollen Rezeption. Doch endlich hatten alle ihre Kabine gefunden, die meisten waren mit Stockbetten ausgestattet. Nach dem Abendessen, das in zwei verschiedenen Restaurants möglich war, konnte die rund zehneinhalbstündige Überfahrt bei sehr ruhiger See beginnen.

3. Tag, Montag: Fahrt nach Pula
Am Morgen erreichten wir gegen 9:30 Uhr Olbia an der Nordostküste von Sardinien. Von dort ging es auf der Schnellstraße nach Süden. Etwas außerhalb des Bauerndorfes Barumini erreichten wir unser erstes Ziel. An einem großen Lokal erwartete uns Ursula Richter, unsere Reiseleiterin für die nächsten Tage. Die Besitzerin und deren Tochter Tonina hatten auf Bestellung von Frau Richter ein sardisches Essen vorbereitet. Nach einem Salatteller, zu dem frisch gebackenes, noch warmes Brot gereicht wurde, gab es zwei Nudelgerichte, eines mit Fleisch, das andere mit Fisch. Dazu gab es Wasser und Rotwein. Als Dessert wurde Schokokuchen mit Café serviert. Den Abschluss bildete ein Schnaps.
Danach war es nur ein Katzensprung über die Straße zum größten und wichtigsten Nuraghenkomplex der Insel – Su Nuraxi – einer der archäologischen Höhepunkte.

Nuraghe Su Nuraxi

Nuraghen sind seit der ausgehenden Bronzezeit und frühen Eisenzeit auf Sardinien verbreitete Turmbauten aus behauenen Steinen. Sie sind in der Trockenmauertechnik gebaut und nach der Methode des falschen Gewölbes. Die Forschung kennt auf Sardinien rd. 7000 Nuraghen. Aber keine war so groß wie Su Nuraxi. Sie umfasste 150 Behausungen und war umgeben von einer fünf Meter breiten Mauer. Der Hauptturm ist 10 m breit und heute noch 14 m hoch (ursprünglich 19 m).
Erst 1951 wurde die große Anlage von einem Archäologieprofessor aus Barumini entdeckt und bis 1956 ausgegraben. Es konnten verschiedene Besiedlungsphasen festgestellt werden. Die Stätte war seit ca. 1600 v.Chr. bis zur punischen und römischen Zeit bewohnt (3. Jh. n.Chr.). Während der ersten Besiedlungsphase wurde die Konstruktion des zentralen Turms in den Mittelpunkt gestellt, der auch den Namen „mastio" (Zwinger) trug, ursprünglich über 18 m hoch war und aus Basaltblöcken errichtet wurde. Er bestand aus drei übereinanderliegenden Räumen, die über eine Treppe miteinander verbunden waren. Heute besteht dieser Zwinger nur noch aus zwei Stockwerken. Etwa 200 Jahre später wurde der Turm durch ein viereckiges Gebilde mit vier Türmen ergänzt. Im Innenhof befand sich ein Brunnen mit Quellwasser.
Frau Richter unternahm mit uns eine ausführliche Besichtigung - mit Klettereinlagen. Das eigentliche Nuraghendorf wurde um den großen Turm und die Bastion herum gebaut. Su Nuraxi wurde in der Bronzezeit fast völlig zerstört und auf der Ruine etwa um 700 v.Chr. eine neue Siedlung errichtet. Heute hat man viele Grundmauern rekonstruiert.
Nach einer kleinen Kaffeepause fuhren wir weiter nach Pula und erreichten unsere 4-Sterne-Hotelanlage BAIJA DI NORA, die von einem großen Garten umgeben ist.

Pula: Hotel Baia di Nora

Schnell ging es zum Einchecken und dem Zimmerbezug. Bis zum Empfang durch die Hotelleitung – mit Apero und Snacks vor dem Abendessen – war nur noch Zeit für einen ersten Erkundungsgang durch den üppig blühenden Garten und bis zum Strand.

4. Tag, Dienstag: Nora
Am Vormittag besichtigten wir in der Nähe unseres Hotels die Ausgrabungen einer phönizisch-römischen Siedlung. Erst 1889 wurde nach einer Sturmflut am Capo di Nora die älteste und bedeutendste antike Stätte teilweise freigelegt.

Nora: Archäologische Grabungsstätte

Gegründet wurde die Stadt Nora um 1000 v.Chr. von den Phöniziern als idealer Stützpunkt. Das weit vorspringende Cap hatte nämlich gleich drei natürliche Häfen gegen die Windrichtungen Süden, Westen und Norden, was für ein Seefahrervolk des Mittelmeeres von größter Wichtigkeit war. Hier wurde auch die Stele von Nora gefunden, in deren Inschrift erstmals der Name Sardinien genannt wird. Aus dieser phönizischen Epoche ist heute kaum noch etwas erhalten, da die Römer 240 v.Chr. die blühende Stadt übernahmen und zum Sitz ihres Statthalters machten. Die Römer errichteten auf den phönizischen Mauern eine neue Stadt. Deren Höhepunkt war im 2. und 3. Jh. n.Chr.. Angelockt von ihrem Reichtum wurde Nora zunehmend zum Ziel von Piraten. Wahrscheinlich wurde es im 4. Jh. n.Chr. aufgegeben.

Torre del Coltellazzo

Der Nachmittag stand zur freien Verfügung. Bei 26 Grad Wassertemperatur und strahlendem Sonnenschein lockten der goldfarbene Sandstrand, der vom kristallklaren Meer bespült und vom Vorgebirge mit dem Torre del Coltellazzo begrenzt wird – oder der große Pool des Hotels. Zum gemeinsamen Abendessen kamen alle Teilnehmer der Gruppe wieder zusammen.

5. Tag, Mittwoch: Cagliari
Der heutige Ausflug führte an den Salzwasserlagunen mit den Flamingos vorbei in die sardische Hauptstadt Cagliari. Sie ist das politische, ökonomische und kulturelle Zentrum Sardiniens und hat ca. 150.000 Einwohner. Im Großraum leben heute rd. 470.000 Einwohner; das heißt, dass bei einer Gesamteinwohnerzahl der Insel von ca. 1,6 Millionen jeder vierte Sarde in der Hauptstadt und Umgebung wohnt. Mit dem stürmischen Wachstum nahmen aber auch die Probleme zu. Arbeitslosigkeit und ihre Folgen waren der Nährboden für Kriminalität, Alkoholismus, Prostitution und Drogen. Mit geschätzten 10.000 Heroinsüchtigen und den meisten Drogentoten hält Cagliari die traurige Spitzenposition unter allen italienischen Städten.
Doch die vielen Zuzügler vor allem aus den Bergdörfern brachten auch ihre Bräuche und Küche mit und machten die Hauptstadt zum kulinarischen Zentrum der Insel. An der Universität lernen rd. 30.000 Studenten, und in den städtischen Museen werden die bedeutendsten Kulturschätze aufbewahrt und ausgestellt. Verwaltung, Industrie und Tourismus schaffen Arbeitsplätze, Künstler und Handwerker sorgen für eine weltoffene Atmosphäre. Cagliari ist der Schmelztiegel der Rassen und Kulturen, die sich im Laufe der Zeit auf Sardinien niederließen, eine Mischung aus maurischem, iberischem und römischem Erbe, aus Genua, Tunis und Algier, Barcelona und Palermo.
Ausgehend von der Via Roma, die wichtigste große Straße, die am Hafen entlangführt und von herrschaftlichen Palästen mit einem breiten Arkadengang gesäumt wird, schmiegt sich die Altstadt bernsteinfarbig den aufsteigenden Hügel hoch. Der erste Busstop war an der Markthalle San Benedetto, in der wir von den Fischen bis zu Gemüsen und Obst die reiche Auswahl bewundern konnten. (Bilder)
Danach ging es in das bedeutendste Viertel der Stadt, Castello, dessen mächtiger Wehrturm Torre dell' Elefante Teil des Kastells ist.

Cagliari:Kathedrale

Zu Fuß liefen wir durch die engen Gassen weiter zum Duomo Santa Maria, dessen Platz von prächtigen Adelspalästen umgeben ist. Die Bastion Saint Remy mit ihrer herrlichen Terrazza von Umberto I. bietet einen grandiosen Ausblick auf Altstadt und Meer.

Cagliari: Panoramablick über die Stadt

Zum Mittagessen ging es durch etliche Gassen bergab. In der Via Sardegna hatte Frau Richter wieder ein sardisches Essen für uns bestellt. Diesmal gab es Spaghetti mit Venusmuscheln, Nudeln mit Botarga, danach junges Ferkel, eine sard. Spezialität, mit viel gegrilltem Gemüse und dicken Bohnen, danach viele Dolcies mit Café. Wir waren ganz genudelt, deshalb schlug uns die Reiseleiterin vor, einen Verdauungsspaziergang gemächlich wieder auf den Berg zu unternehmen. Wir gingen durch einen Park, vorbei an vielen Jacaranda-Bäumen, die zum zweiten Mal herrlich blau blühten. Nachdem wir die Porta Arsenale durchschritten hatten, standen wir an der höchsten Stelle der Altstadt mit dem neuen Museumskomplex. Im Archäologischen Museum werden die historischen Funde aus den Kulturen der Nuraghier, der Phönizier und Punier bis zur Römerzeit ausgestellt.

Cagliari: Archäologisches Museum

Die eindrucksvollsten Schätze sind die steinzeitlichen Meisterwerke der Bronzetti. Diese kleinen 15 bis 30 cm großen Bronzefiguren, die sehr ausdrucksstark sind, hat man in Gräbern und Heiligtümern der Nuraghier gefunden.
Nach der Rückfahrt ins Hotel war noch Zeit für ein schnelles Bad im Meer, bevor es zum Abendessen ging.

6. Tag, Donnerstag: Südwesten Sardiniens

Golf von Teulada

Heute fuhren wir über Chia und Teulada entlang der Südküste mit tollen Badestränden über einen Damm auf die Insel Sant' Antioco. Diesen Damm hatten schon die Phönizier aufgeschüttet, um das in den Minen des Sulcis und Iglesiente geschürfte Silber und Blei in den Hafen von Sant' Antioca zu bringen und es zu verschiffen. Vorbei an der kleinen Altstadt und dem Hafen mit den Booten der Fischer, die dort ihren Fang verkauften, ging es auf den Berg. Dabei kamen wir an einem phönizischen Thopet, eine Art Brandopferstätte vorbei. In Urnen wurden vor allem Überreste von Kindern gefunden, die nach neueren Forschungen eines natürlichen Todes gestorben waren.

Sant Antioco: Eingang zu punischer Grabkammer

Der gesamte Fels der punischen Nekropole ist von einem Gewirr aus Gängen, Kammern und Gräbern durchzogen. Wieder zurück in die Nähe des Hafens gab es ein sardisches Mittagessen, entweder ein 3- Gang Fleisch- oder Fischmenü. Als Besonderheit wurde Botarga aus Fischrogen mit Nudeln serviert.
Anschließend fuhren wir wieder über den Damm aufs Festland und über die Panoramastraße Richtung Steilküste weiter. Kurz bevor wir Masma erreichten, öffnete sich die kleine Bucht von Flavia. Die 1924 stillgelegte Minenanlage ist heute als Bergbaumuseum zu besichtigen. In zwei Schächten wurde das abgebaute Blei, Zink, Silber und Quarz mit Förderbändern direkt aus den senkrecht abfallenden Klippen heraus auf die unten ankernden Schiffe verladen. Hinter Masua steigert sich die Strecke zu einem Küstenklippenspektakel bis nach Nebida.

Vorbei an steil abfallenden Felswänden kann man einen Blick auf den monumentalen Monolithen Pan di Zuccero werfen, der 132 m hoch aus dem Meer aufragt.

Steilküste bei Nebida

Das Dorf Nebida besitzt eine besondere Sehenswürdigkeit: seinen Belvedere hoch über dem Meer gelegen. Von einem Parkplatz wurde ein Fußweg angelegt, der sich kreisförmig um den Felsen herum windet. Genau in der Mitte des Weges, wo die Aussicht aufs Meer und zum Pan di Zuccero am schönsten ist, liegt die Bar AI'906 Operaio. Diese Bar liegt im Fels, im ehemaligen Sprengstofflager der alten Mine, die Toiletten im alten Zündermagazin. Auf der kleinen Panoramaterrasse den Sonnenuntergang zu genießen muss wunderschön sein. Leider hatten wir nicht so lange Zeit. (Bilder)
Die Weiterfahrt führte uns nach Iglesias, einem Bergbaustädtchen mit einer mittelalterlichen Altstadt. Nach einem kleinen Spaziergang ging es wieder in den Bus und zurück in unser Hotel. Dort war vor dem Abendessen noch etwas Zeit für ein Bad im Meer oder Pool.

7. Tag, Freitag: Costa Rei und Archäologischer Park „Pranu Muttedu"
Unsere Fahrt ging erneut entlang an den Salzseen von Cagliari und dem Stadtstrand Poeto. Wir folgten der Küste nach Villasimus. Weiter ging die Panoramafahrt entlang der COSTA REI, das große Gebiet der herrlichen Buchten und Stränden mit türkisfarbenem Wasser. Diese Küste wurde zuerst von Belgiern touristisch erschlossen. Die Gäste der zahlreichen Hotels und Feriendörfer bevölkern heute in der Saison die Strände.

Danach bogen wir ins Landesinnere ab. In der unbewohnten Einsamkeit öffnet sich endlich beim Dorf Goni der 17 ha große „Parco Archeoloco di Pranu". Vor dem Eingang liegt als ein sehr schöner Picknickplatz, mit großen Tischen und Bänken. Dort wurde unser Picknick veranstaltet, dessen Zutaten alle von Frau Richter mitgebracht worden waren. Wir hatten alle wie gewünscht von zu Hause Teller, Gläser und Besteck dabei. Wäre der Tisch nicht so dick gewesen, hätte er sich unter all den Köstlichkeiten gebogen. Es gab verschiedene Salamis, Schinken, Käse, Brot, Tomaten, Oliven sowie Wein und Wasser. Am Eingang zur Ausgrabungsstätte gab es sogar noch einen Cafe.

Im Park Pranu Muttedu

Bestens gestärkt besuchten wir anschließend eine der bedeutendsten frühgeschichtlichen Stätten Sardiniens „Pranu Mutteda". Die Anlage geht auf die Kultur der Oziera (3200 – 2800 v. Chr. ) zurück.

Goni: Archäologischer Park Pranu Muttedu

Sie zeigt die größte Anzahl von Menhiren auf Sardinien, die in einem heute lichten Korkeichenwald in Einerreihen in Ost-West-Richtung aufgestellt sind – vergleichbar mit den Menhiren in der Bretagne.

Besonders hervorzuheben ist aber das große Grabdenkmal, das sich in der Mitte von mehreren Steinkreisen befindet und wohl für Grab- und andere religiöse Zeremonien errichtet worden ist. Der Eingangspavillon ist in einen großen Sandsteinblock eingemeißelt und konnte durch eine kleine Pforte verschlossen werden. Das Grab selbst besteht aus drei Räumen, die teils aus Mauerwerk und teils in das Gestein eingemeißelt sind.
Nach dem Spaziergang durch alte Olivenhaine und vorbei an einer Nuraghe fand die Rückfahrt zum Hotel statt. Es blieb dann noch viel freie Zeit. Das obligatorische Bad musste aber im Pool stattfinden, denn der Strand hatte wegen des starken Sciroccos hier im Süden die rote Fahne bekommen.

8. Tag, Samstag: Landwirtschaft und Weinbau auf der Hochebene Giara von Gesturi
Auch heute ging es in das Landesinnere Richtung Hochebene Giara von Gesturi. Unser Ziel war der Bauernhof einer der jungen starken Frauen, von denen uns die Reiseleiterin schon erzählt hatte. In Sinugus Donigala lernten wir Maria kennen, die zusammen mit ihrem Mann eine große Schafherde zwischen 1000 bis 1200 Tieren besitzt und Schafskäse, besonders Ricotta herstellt. Wir kamen nach einem 15-minütigen Fußweg bzw. Abholung durch Pkws gegen Mittag am Hof an. Dann wurden die Schafe in den großen Hof getrieben, der von uns mit einer Schranke abgegrenzt war. Es war ein sehr beeindruckendes Bild, die vielen Schafe, z.T. mit Glocken um den Hals, den Hang herunterkommen zu sehen.

Haltende Herde auf der Hazienda Siurgus Donigala

Als der große Hütehund, der vorweg lief, unsere Gruppe sah, blieb er stehen und bellte lange und laut. Für die Schafe hieß das sofort inne zu halten und eine schnurgerade waagrechte Linie mit gesenkten Köpfen hinter dem Hund zu bilden. Erst nachdem wir zur Seite gegangen waren setzten sich die Schafe - nach Zurufen des Bauern und seiner Helfer - mit ihrem Hundeanführer wieder in Bewegung zu ihren Futtertrögen.
Später wurde ein Teil der nicht trächtigen Tiere an die Melkmaschinen gelassen, wo sie sich nacheinander und ganz brav in die einzelnen Boxen verteilten. Das war ein sehr schönes Bild und hat uns alle sehr beeindruckt.
Danach ging es in einen Raum, wo Maria und andere helfende Frauen zwei lange Tische für den Mittagsimbiss gedeckt hatten. Es gab verschiedene Schinken und Salamis, Käse, Oliven, Wein und Brot, alles aus eigener Herstellung. Der Nachtisch bestand aus ganz frisch zubereitetem Ricotta mit drei Sorten Honig.

Käseherstellung in der Hazienda Siurgus Donigala

Während wir uns schon stärkten, führte uns Maria vor, wie Ricotta gemacht wird. Unser Teilnehmer Herr Sommer konnte die vorbereitete Molke intensiv kneten, damit er als Blinder fühlen konnte, was wir sehen. Dann wurden immer wieder Siebe mit der Molke gefüllt, abtropfen lassen, umgeschüttet bis sich die Masse zusehends festigte.
Da wir nicht wie vorgesehen die Wildpferde auf der Hochebene Giara Gesturi sehen konnten, weil bei einem Unwetter die Straße dorthin zerstört worden war, hatten wir mehr Zeit, das Essen und Trinken zu genießen. Auch konnten wir Honig und Olivenöl kaufen.
Danach ging es weiter zum Winzer Soi ganz in der Nähe. Hier handelte es sich um einen Aussteiger, denn als gelernter Architekt aus Florenz hat er sich vor einigen Jahren zusammen mit seiner Frau, die aus einer Winzerfamilie aus Südtirol stammt, im Dorf Nuragus Weinberge und ein Anwesen gekauft. Inzwischen hat er sich als Biowinzer vor allem mit seinen Rotweinen einen Namen gemacht. Er begrüßte uns im Innenhof des Hauses auf Deutsch. Als wir verwundert nachfragten, erzählte er von seiner Frau, die ihm als Südtirolerin Deutsch beigebracht hatte. Zur Weinprobe mit drei Weinen reichte uns seine Frau in Absprache mit Maria das Dessert, nämlich vier verschiedene selbst gebackene köstliche Kuchen.
Nach den Proben und einigen Einkäufen ging es beschwingt zurück ins Hotel. Dort verabschiedeten wir uns von unserer Führerin Ursula Richter und bedankten uns für die vielen unvergesslichen Eindrücke. Da das Meer immer noch sehr unruhig war, ging es nur kurz in den Pool, denn wir mussten ja auch noch packen, da am nächsten Tag die Rückfahrt nach Porto Torres zur Fähre anstand.

9. Tag, Sonntag: Fahrt nach Porte Torres
Nach einem letzten schönen Frühstück und der Kofferverladung ging es gen Norden. Wie fuhren durch eine weite Flussebene, die an afrikanische Steppenlandschaft erinnert. Mitten in dieser monotonen Ebene liegt mit dem Santuario Santa Cristina jedoch eine der spektakulärsten archäologischen Stätte der ganzen Insel. Vorbei an der Wallfahrtskirche Santa Cristina aus dem 12. Jh., die der großen Attraktion, dem nuraghischen Brunnenheiligtum aus dem 11. Jh. v. Chr. den Namen gab, führt ein Weg zur heiligen Ausgrabungsstätte.

Nuraghe Santa Cristina

Neben dem eigentlichen Heiligtum umfasst der archäologische Ort die Versammlungshütte und eine Reihe anderer Räume, deren Bedeutung man nicht kennt, sowie eine Nuraghe und ein Dorf aus dieser Zeit. Der heilige Brunnen selbst ist in seiner komplizierten Konstruktion derart perfekt ausgeführt, dass man nicht verstehen kann, wie ein steinzeitliches Volk dies leisten konnte. Die Außenmauer des Brunnens, die durch eine ellipsenförmige Einfriedung mit nur einem Eingang begrenzt wird, der die Form eines Schlüsselschlosses aufweist, verschließt einen unterirdischen Raum, wo sich ein Brunnen oder Wasserader und ein rechteckiger Vorraum befindet. Das Heiligtum hat bis ins Detail die Form eines gigantischen weiblichen Geschlechtsorgans. Im Boden öffnet sich ein dreieckiges, von ovalen Mauern eingefasstes Loch, an dessen Vorderseite eine Treppe mit 25 Stufen steil nach unten führt.

Brunnenheiligtum Santa Cristina, Foto: E. Arenz

Die Besonderheit des Monuments ist dieser Treppenraum, der sich fächerförmig öffnet und dessen Seitenwände mit einer Art Stufenverkleidung, ganz glatt und poliert ausgekleidet sind. Über dem unterirdischen Brunnen ragt ein flaschenförmiges Gewölbe auf, das am oberen Ende eine runde Öffnung aufweist, durch die das Licht auf das Wasser des Brunnens fällt.

Auffallend waren unter den vielen Besuchern Frauen aus Italien, die sich mit dem Brunnenwasser benetzten, die Seitenwände berührten und dann vielleicht um Fruchtbarkeit baten. Auf dem Rückweg schauten sich viele von uns noch das Nuraghierdorf an, bevor es mit unserem Bus weiter nordwärts ging. Nach Rücksprache mit Frau Ritter hatten wir uns nicht für den Besuch des kleinen Bosa entschieden, sondern fuhren weiter nach Alghero. Dort waren nämlich die Restaurantangebote besser und auch am Sonntag die Geschäfte geöffnet.
Nachdem wir auf dem Parkplatz von Alghero gegen 14:10 Uhr aussteigen konnten, eilten viele von uns auf die Stadtmauer, um in den dortigen Restaurants zu essen. Leider schlossen alle um 14:30 Uhr und nur mit Mühe erreichten wir, dass wir doch noch ein Menu serviert bekamen. Anschließend war noch freie Zeit, um durch den Ort zu bummeln, den Dom zu besichtigen oder einzukaufen. Zum Abschluss tranken viele von uns am Hafen in der Sonne noch einen Café oder Aperol.
Dann fuhr uns Jakob nach Porto Torres zum Fährhafen, wo wir mit der Fähre Tirrenia über Nacht nach Genua wollten. Die Hafenpolizei reagierte ähnlich wie auf der Hinfahrt in Genua und wollte uns nicht an Bord lassen. Wieder suchte das Ehepaar Zahren die Bigletteria auf und erhielt erneut den erforderlichen Stempel. Nach genauer einzelner Passkontrolle und dem Öffnen von drei Koffern durften der Bus und wir an Bord. Dann ging die Verteilung der Kabinenkarten schnell. Diesmal waren wir meist in größeren Viererkabinen (zu zweit) untergebracht. Die Überfahrt war durch den im Norden sehr abgeschwächten Scirocco recht ruhig. Man hörte nur leise Wellen an der Bordwand.

10. Tag, Montag: Rückfahrt nach Koblenz
Gegen 10 Uhr am Morgen waren wir wieder auf dem Festland und es ging auf die Autobahn. Nach der Mittagspause am Luganer See kamen wir ohne größere Staus gegen 22:15 Uhr wieder alle wohlbehalten in Koblenz an.

Termin: Samstag, 14. September 2019
Abfahrt: 6.00 Uhr, Koblenz, Reisebusbahnhof, (Sparda-Bank)
Rückkunft: Montag, 23. September 2019
Reisepreis:
Mitglieder: 1.428,00 € p.P. im DZ / Gäste: 1.443,00 € p.P. im DZ
EZ-Zuschlag: 220,00 €
Zuschläge 2-Bett-Kabine Außen p.P.: 8,00 €,
Einzelkabine Innen: 70,00 € / Einzelkabine Außen: 80,00 €

Leistungen:
• Fahrt in modernem Fernreisebus
• 6 Übernachtungen mit Halbpension im 4-Sterne-Hotel Baia di Nora bei Pula
• 1 Übernachtung HP in Piacenza
• Fährüberfahrten nach Sardinien in Zweibettkabine Innen
• 5 ½ tägige örtliche, deutschsprachige Reiseleitung auf Sardinien
• Mittagessen am 3., 5., 6. Tag, Picknick am 7. Tag
• Verkostung in der Käserei und Weinprobe am 8. Tag
• Trinkgeld für Reiseleitung vor Ort
• Eintritte für Besichtigungen laut Programm
• Reiseleitung durch Koblenzer Bildungsverein

Reiseleitung: Elke Arenz und Jürgen Zahren

Bericht: Elke Arenz, Fotos: Frank Schliephake, Elke Arenz

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